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Cord Riechelmann: Vögel – Vom Singen, Balzen und Fliegen

Die Auswahl der beschriebenen Vogelarten erscheint eher zufällig. Die Kapitel behandeln sowohl einheimische Gartenvögel als auch exotische Arten wie Fettschwalm, Hyazinth-Ara oder Leierschwanz. Man hat den Eindruck, als ob stichwortartige Aufzeichnungen aus einem Zettelkasten entnommen und jeweils zu kurzen Texten ausgearbeitet worden wären, mit zusätzlichen Informationen ergänzt, manchmal abrupt endend und dadurch unfertig erscheinend.
Zum Schwerpunktthema „Fliegen“ finden sich Beiträge über den Extremflieger Albatros, den Beuteflug der Harpyie und die „Wolkenwellen“ schwärmender Stare. Mit Informationen und Gedanken zum Gesang wird – neben Nachtigall und Zaunkönig – speziell die Amsel gewürdigt: Amseln seien „Meister der tonalen Anspielungen“, ihre 30 verschiedenen Strophentypen menschlichen Sätzen vergleichbar. Außerdem erfahren wir etwas über Gruppenbalz von Alpenkrähen, Schachtelbruten bei Eisvögeln und homosexuelles Verhalten von Flamingos und Pinguinen. Und auf die Frage, warum der Pfau bei der Begegnung mit einem Schwein sein Rad schlägt, gibt es zwei verschiedene Antworten von Biologen.
Häufig sind in die Einleitung der einzelnen Texte Zitate von Dichtern eingebunden, beispielsweise von Charles Baudelaire, Paul Celan („Wenn der Eisvogel taucht, sirrt die Sekunde.“) oder Rainer Maria Rilke (mit einem Gedicht über Flamingos). Und angeblich hat sich selbst Rosa Luxemburg als Vogelfreundin geäußert, indem sie bekundete, dass „ihr Innerstes Ich doch mehr ihren Kohlmeisen als den Genossen gehöre“. Ein seltsam eigenartig ungewöhnliches Buch.
Cord Riechelmann: Vögel – Vom Singen, Balzen und Fliegen, Dudenverlag Berlin, 2021, 160 Seiten, ISBN 978-3-411-71054-6, 16 Euro