Almería (Spanien) - Heiße Luft treibt seit wenigen Wochen ein Solarturmkraftwerk in Tulpenform an. Es soll mit deutlich weniger Wasser als andere solarthermische Anlagen auskommen. Auf dem sonnenreichen Forschungsgelände der Plataforma Solar de Almería in Spanien wird das System nun auf seine Leistungsfähigkeit getestet. Ausgereift soll es dauerhaft etwa 100 Kilowatt Strom und 170 Kilowatt Wärme liefern, um etwa 60 bis 80 Haushalte mit diesen Energieformen versorgen zu können.
Vor dem 35 Meter hohen Tulpenturm reflektieren 52 Spiegel die einfallenden Sonnenstrahlen gebündelt auf einen keramischen Block in der Turmspitze. Hier wird nun kein Wasser mehr verdampft, sondern direkt Luft aufgeheizt, die – auf eine Turbine gelenkt – elektrischen Strom erzeugen soll. Mit dieser Idee wollen die Entwickler des israelischen Unternehmens Aora den Wasserbedarf auf weniger als ein Zehntel im Vergleich zu bisher gebauten Solarturmkraftwerken senken. Damit würde sich dieses Konzept eines solarthermischen Kraftwerks vor allem für trockene und sonnenreiche Regionen empfehlen.
Um auch unter einem bewölkten Himmel oder während der Nachtstunden Strom liefern zu können, sollen die Turbinen in dieser Zeit konventionell über die Verbrennung von Gas angetrieben werden. Mit 100 Kilowatt liegt die Leistung eines Tulpenturms zwar weit unter der von anderen Solarturmkonzepten, doch könnten nach Aussage der Entwickler zahlreiche Türme modular innerhalb von sechs Monaten aufgebaut werden. Angepasst an lokal verfügbare Flächen könnte sich dieses Turmkonzept daher zu einer Alternative zu der bisher etablierten Parabolrinnentechnik entwickeln. Da die gebündelten Sonnenstrahlen eines 2.000 Quadratmeter großen Spiegelfelds im Prinzip die heiße Luft auf Temperaturen von etwa 1.000 Grad Celsius aufheizen können, lockt mit diesem Konzept ein höherer Wirkungsgrad.
Bisher halten sich die Entwickler von Aora mit genauen Wirkungsgradzahlen allerdings bedeckt. Doch der Testlauf auf der international wichtigsten Teststation für solarthermische Kraftwerke soll genau diese wichtigen Zahlen liefern. Zusätzlich wird die Kombination mit einer Entsalzungsanlage getestet, um das "Tulpenkraftwerk" besonders für Wüstenstandorte interessant zu machen.