Früher Öko-Fischfang im Pazifik

Hawaiianer betrieben im Gegensatz zu anderen Regionen schon vor Jahrhunderten nachhaltige Fischerei
Empfindliches Öko-System: Korallenriff
Empfindliches Öko-System: Korallenriff
© Dirk Förger
Stanford (USA) - Intakte Ökosysteme im Meer sind unter anderem davon abhängig, dass sie nicht zu sehr durch die Fischerei-Industrie belastet werden. Erstmals haben jetzt US-Wissenschaftler erforscht, wie sich der Fischfang in zwei unterschiedlichen Regionen über sieben Jahrhunderte ausgewirkt hat. Dabei fanden sie heraus, dass Fischerei sowohl hochproduktiv als auch umweltschonend sein kann, wenn sie effektiv gemanaged wird, heißt es im Fachjournal „Fish and Fisheries“. Das belegen historische Quellen, die zwischen den beiden verglichenen Regionen, den Korallenriffen vor Hawaii und den Florida Keys, erhebliche Unterschiede nachweisen.

„Vor dem ersten Kontakt mit den Europäern fingen die Hawaiianer sogar größere Mengen an Fisch als heutzutage“, meint John N. Kittinger. Der Forscher vom Center for Ocean Solutions an der Stanford University und seine Kollegen sind sich sicher, dass nachhaltiges Vorgehen dies ermöglichte: „Die Ureinwohner Hawaiis nutzten hochentwickelte Methoden, die durchaus mit heutigen innovativen Strategien zur Arterhaltung verglichen werden können – beispielsweise Schutzgebiete und Fischereiverbote für gefährdete Arten.“ Verstöße gegen Regeln wurden mit drakonischen körperlichen Strafen geahndet. Im Gegensatz zu den pazifischen Vulkaninseln war die Fischerei vor den Eilanden Floridas über Jahrhunderte durch Boom- und Krisenzeiten gekennzeichnet. Nicht zuletzt aufgrund von Exporten kam es regelmäßig dazu, dass Arten gefährdet wurden.

Die Wissenschaftler hatten für ihre Untersuchungen mehrere Methoden und Quellen miteinander kombiniert. So durchforschten sie Archive nach Statistiken über Fangzahlen und setzten diese mit der Bevölkerungsdichte und dem Fischverzehr pro Kopf in Beziehung. Zudem nutzten sie die Aufzeichnungen von eingeborenen Gelehrten. Dabei fanden Kittinger und seine Kollegen unter anderem heraus, dass die Hawaiianer strikte Fischerei-Regeln häufig mit einem Klassensystem verbanden. So waren gefährdete Arten wie Haie und Meeresschildkröten ausschließlich für die Priester und Häuptlinge reserviert. Ein Fazit der Studie lautet: „Die ursprüngliche Bevölkerung Hawaiis praktizierte erfolgreich das, was wir heute Ökosystem-basiertes Management nennen würden – also ein Ziel, für das die moderne Gesellschaft oft noch kämpfen muss.“

Zwischen Hawaii und den Florida Keys gab es schon vor der Besiedlung durch Europäer erhebliche Unterschiede. So hatte Hawaii eine große Bevölkerung, während die Keys nur spärlich besiedelt waren, insbesondere auch wegen eines Mangels an Frischwasser. Und während die entlegenen Inseln im Pazifik kaum Handelsbeziehungen nach außen hatten, lagen die Keys sehr nahe am amerikanischen Festland. Das begünstigte nach der europäischen Besiedlung eine weitere Ausbeutung der Meere – beispielsweise den Export von Schwämmen und Meeresschildkröten nach Nordamerika und Europa. Ebenso setzte die Sportfischerei dort recht früh ein und Eisenbahnen verbanden bald die großen Städte des Nordostens mit Florida.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Multi-century trends and the sustainability of coral reef fisheries in Hawai‘i and Florida“, Loren McClenachan und John N. Kittinger; Fish and Fisheries, im Druck


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg