Fehlender Geruchssinn beeinträchtigt sexuelle Beziehungen

Im Vergleich zu gesunden Menschen haben Männer mit angeborener Anosmie weniger sexuelle Kontakte, während Frauen ihre Partnerschaft als unsicherer empfinden
Die Bedeutung des Riechens für soziale Interaktionen des Menschen wurde lange unterschätzt.
Die Bedeutung des Riechens für soziale Interaktionen des Menschen wurde lange unterschätzt.
© LHOON / Creative-Commons-Lizenz (CC BY-SA 2.0) , https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.de
Dresden - Unser Geruchssinn hat zum einen die Funktion, die Genießbarkeit von Nahrungsmitteln zu beurteilen und vor Rauch und giftigen Gasen zu warnen. Zum anderen spielt die Wahrnehmung des Körpergeruchs für das Zusammenleben und speziell die Partnersuche eine wichtige, lange unterschätzte Rolle. Das bestätigen Verhaltensmerkmale von Menschen, denen der Geruchssinn aufgrund einer sogenannten angeborenen Anosmie ganz fehlt. Diese Personen verhalten sich anderen gegenüber eher unsicher und entwickeln öfter depressive Störungen. Jetzt haben deutsche Mediziner festgestellt, dass sich die fehlende Sinnesleistung bei Männern und Frauen unterschiedlich auswirkt. Während betroffene Männer weniger Sexualpartner haben, fühlen sich Frauen in ihrer aktuellen Beziehung unsicherer als gesunde Vergleichspersonen, berichten die Forscher im Fachblatt „Biological Psychology“.

Es sei nachgewiesen, dass Frauen generell ein besseres Riechvermögen haben als Männer, schreiben Ilona Croy und ihre Kollegen vom Universitätsklinikum Dresden. Frauen können geringere Konzentrationen von Geruchsstoffen wahrnehmen und einzelne Gerüche besser identifizieren. Außerdem sei für sie der Körpergeruch eines möglichen Sexualpartners von größerer Bedeutung, wohingegen Männer mehr auf das Aussehen achten. Daher wäre es möglich, dass der Ausfall des Geruchssinns für beide Geschlechter unterschiedliche Folgen hat.

Die Forscher befragten 32 Männer und Frauen mit angeborener Anosmie und 36 gesunde Menschen im Alter von 18 bis 50 Jahren. Die größere Unsicherheit im allgemeinen sozialen Verhalten war bei den männlichen und weiblichen Patienten ähnlich stark ausgeprägt. Naheliegende Ursachen dafür wären die Angst vor dem möglicherweise unangenehmen Geruch des eigenen Körpers sowie die fehlende Information über den Körpergeruch des anderen. Für das Sexualleben und die Qualität der Zweierbeziehung ergaben sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Gesunde Männer hatten demnach im Schnitt fünfmal so viele sexuelle Beziehungen wie die anderen. Frauen mit normalem oder fehlendem Geruchssinn unterschieden sich in diesem Punkt nicht. Wahrscheinlich entwickeln Männer mit Anosmie weniger Aktivität bei der Suche nach einer Partnerin. Aber es ist nicht geklärt, ob auch ihr Sexualtrieb verringert ist.

Frauen mit fehlendem Geruchssinn beurteilten ihre Partnerbindung als unsicherer, verglichen mit gesunden Frauen, während es keine Unterschiede bei der Bindung zur Mutter und in engen freundschaftlichen Beziehungen gab. Für die Männer ergab sich kein statistisch relevanter Zusammenhang zwischen Geruchssinn und Sicherheit der Paarbindung. Für die Qualität einer sexuellen Beziehung ist offenbar die Fähigkeit, den Partner riechen zu können, für Frauen wichtiger als für Männer. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, so die Forscher, wie groß die Bedeutung des Geruchssinns für das zwischenmenschliche Verhalten ist.

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