Dreifach belegt: Mensch und Klima rotteten große Eiszeit-Säuger aus

Kombination mehrerer Methoden klärt Schicksal von sechs Arten
Der Moschusochse ist eine der Arten, die Beth Shapiro und ihr Team untersuchten.
Der Moschusochse ist eine der Arten, die Beth Shapiro und ihr Team untersuchten.
© Beth Shapiro Labor, Penn State University
University Park (USA) - Lange war umstritten, ob der Mensch alleine oder Klimaschwankungen am Ende der letzten Eiszeit für das Aussterben von Mammut, Wollnashorn & Co. sorgten. Jetzt belegt ein internationales Forscherteam mit einer geschickten Kombination verschiedenster Daten, dass beide Faktoren ihren Anteil hatten. Genetische, archäologische und klimatische Methoden belegen gemeinsam, weshalb einige große Säugetier-Arten - die so genannte Megafauna - damals in kurzer Zeit von der Erde verschwanden oder zumindest beinah ausstarben. Die Ergebnisse könnten auch Hinweise darauf geben, wie sich die aktuelle Klimaerwärmung auf zurzeit lebende Säugetiere auswirkt, schreiben die Forscher im Fachblatt "Nature".

"Wir haben die Entwicklung von Wollnashörnern, Mammuts, Wildpferden, Rentieren, Wisenten und Moschusochsen während des Pleistozäns studiert", erklärt Beth Shapiro von der Pennsylvania State University. "In dieser Zeit vor zwei Millionen bis vor 12.000 Jahren gab es viele klimatische Höhen und Tiefen." Eiszeiten seien immer wieder von lange Perioden unterbrochen worden, in denen es so warm war wie heute. Laut Shapiro hätten sich die an Kälte angepassten Tiere in diesen wärmeren Perioden in Refugien zurückgezogen, in denen für sie das richtige Klima herrschte, um zu überleben. "Dann, nach dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, ging das Glück einiger Arten aber zur Neige", so Shapiro.

Warum starben Wollnashörner, Mammute und Wildpferd aus, Rentiere, Bisons und Moschusochsen aber nicht? Um diese Frage zu klären, untersuchten die Forscher die DNS, also die Erbinformationen der Tiere. Außerdem erhob das Team klimatische Daten und wertete archäologische Informationen aus. Im Fall des heute ausgestorbenen Wollnashorn fanden die Wissenschaftler dabei heraus, dass sich die Lebensbereiche des Menschen und der Tiere in Europa nicht überschnitten hatten. "Die Daten deuten darauf hin, dass der Klimawandel und nicht die Menschen der Hauptgrund war, warum diese Spezies im heutigen Europa ausstarb", sagt Shapiro. "Dennoch könnte der Mensch in anderen Regionen der Welt eine Rolle gespielt haben, in denen sich der Lebensraum mit dem der Wollnashörner überlappte." Weitere Studien seien erforderlich, um diese Hypothese zu untersuchen.

Viel klarer waren dagegen die Beweise für den menschlichen Einfluss bei den anderen fünf Arten. Als die letzte Eiszeit vor rund 14.000 Jahren zu Ende ging, verschwanden einige Arten plötzlich, da sie sich nicht mehr in ihre Refugien zurückziehen konnten wie in den Wärmeperioden vorher. Nach Ansicht von Shapiro und ihrer Kollegen war der Grund dafür das starke Anwachsen der menschlichen Bevölkerung. Die Menschen hätten auch die Warmzeit-Rückzugsgebiete der Tiere besetzt und durch Ackerbau und andere Aktivitäten massiv verändert. Dies habe beispielsweise dem Wildpferd den Raum zum Überleben genommen, sodass nur noch die domestizierte Variante überlebte.

Auch das Wollnashorn und das Mammut verschwanden, während das Rentier ein sicheres Refugium in den arktischen Regionen fand. Denn hier gab es nur wenige Menschen, Raubtiere oder Futter-Konkurrenten. Ähnlich erging es den Moschusochsen. Zur gleichen Zeit verschwand das Bison in Asien, überlebte aber in Nordamerika. Shapiro ist sich sicher: "Obwohl klar ist, dass der Klimawandel der dynamische Antriebe dieser Veränderungen war, trägt der Mensch auch erheblichen Anteil. Es scheint, dass unsere Vorfahren die Landschaften so dramatisch verändert haben, dass diese Tiere von dem abgeschnitten waren, was sie zum Überleben brauchten - selbst bei kleinen Populationen." Daher warnt die Forscherin: "Es gibt heute noch weit mehr Menschen, die den Planeten noch entscheidender verändern."

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Quelle: "Species-specific responses of LateQuaternary megafauna to climate andhumans", Eline D. Lorenzen et al.; Nature, doi:10.1038/nature10574


 

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