Alkoholkonsum verändert Mundflora

Wer täglich Bier, Wein oder Hochprozentiges trinkt, schädigt das Mikrobiom des Mundes und erhöht dadurch das Risiko für Zahnerkrankungen und Krebs
Alkohol schädigt die gesunde Mundflora.
Alkohol schädigt die gesunde Mundflora.
© Jarmoluk / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
New York (USA) - Häufiger Alkoholgenuss ist oft mit einer schlechten Zahngesundheit verbunden. Eine Ursache dafür ist, dass alkoholische Getränke die Vermehrung schädlicher Mundbakterien fördern und das Wachstum gesundheitsfördernder Keime unterdrücken. Dadurch steigt nicht nur das Risiko, an Karies und Parodontitis, sondern auch an bestimmten Krebsformen zu erkranken, wie amerikanische Forscher im Fachblatt „Microbiome“ berichten. Sie ermittelten das gesamte Artenspektrum der Bakterien – das sogenannte Mikrobiom – im Mund ihrer Probanden. Dieses war im Vergleich zu Abstinenzlern umso stärker verändert, je höher der Alkoholkonsum war. Ob dabei nur die Alkoholmenge oder auch die Art des alkoholischen Getränks eine Rolle spielt, ist noch nicht geklärt.

„Unsere Studie zeigt eindeutig, dass Alkoholkonsum das gesunde Gleichgewicht der Bakterienpopulationen im Mund stört“, sagt Jiyoung Ahn von der New York University. Die Wiederherstellung dieses Gleichgewichts könne möglicherweise einige der durch Alkoholgenuss verursachten Gesundheitsprobleme beheben oder verhindern. Eine Veränderung des aus mehr als 700 Bakterienarten bestehenden Mikrobioms des Mundes kann lokale Infektionen, Krebserkrankungen des Verdauungstraktes sowie Herz- und Gefäßkrankheiten begünstigen.

Die Studie erfasste Daten von 1044 Teilnehmern zweier Langzeitstudien. Die Männer und Frauen waren zwischen 55 und 87 Jahre alt. Mit Hilfe von Mundspülungen identifizierten die Forscher durch Analyse der gesamten bakteriellen DNA sämtliche Mundkeime jedes Probanden. Das Untersuchungsmaterial enthielt Bakterien aus unterschiedlichen Standorten des Mundraums, wie Zahnoberflächen, Zahnfleischtaschen, Zungenoberfläche und Wangenschleimhaut. Nach eigenen Angaben tranken 270 der Teilnehmer keinen Alkohol. Die Gruppe mit hohem Alkoholkonsum bildeten 160 Personen, von denen sich jeder Mann mindestens zwei Drinks und jede Frau mindestens einen Drink pro Tag gönnte. Unter einem „Drink“ versteht man 0,25 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein oder 30 Milliliter Spirituosen. Die dritte Gruppe bestand aus denen mit mäßigem Alkoholkonsum. Etwa hundert Teilnehmer tranken ausschließlich Wein, die meisten konsumierten zwei oder drei Arten alkoholischer Getränke.

Mit steigendem Alkoholkonsum sank der Anteil an Milchsäurebakterien, während gleichzeitig das Vorkommen anderer Bakteriengruppen, darunter Aktinomyceten und Neisserien, zunahm. Der Rückgang an Milchsäurebakterien und die Zunahme an Aktinomyceten könnte die Entwicklung von Karies, Parodontitis und Zahnfleischentzündungen fördern. Die Zunahme an Neisserien erhöht die Produktion des krebsauslösenden Acetaldehyds aus Alkohol und könnte zur Ursache des größeren Krebsrisikos bei Alkoholkonsum beitragen. Die reinen Weintrinker zeigten ein im Vergleich zu den Abstinenzlern breiteres Spektrum verschiedener Keimarten. Wie andere Untersuchungen gezeigt haben, deutet diese Veränderung auf eine schlechtere Zahngesundheit hin.

Als Nächstes wollen die Forscher untersuchen, durch welchen Mechanismus sich die Wirkung der alkoholischen Getränke auf die unterschiedlichen Gruppen von Bakterien erklären lässt. Zum einen könnte der Alkohol bestimmte Bakterien direkt schädigen. Zum anderen könnte indirekt das durch den Stoffwechsel von Neisserien und anderen Keimen aus Alkohol gebildete Acetaldehyd manche Bakterien stärker schädigen als andere. Letztlich sollen weitere Forschungen aufklären, welche Rolle spezielle Mundbakterien bei alkoholbedingten Erkrankungen spielen und welche therapeutischen Möglichkeiten sich daraus ergeben.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg