Alarmpheromone von Bienen schrecken Elefanten ab

Synthetisch hergestellte Signalstoffe könnten helfen, Elefanten von Feldern und Siedlungen fernzuhalten
Elefanten am Jejane-Wasserloch im Kruger-Nationalpark, Südafrika
Elefanten am Jejane-Wasserloch im Kruger-Nationalpark, Südafrika
© Mark Wright, University of Hawaii at Mānoa
Mānoa (USA) - Um Ernteverluste zu verhindern, müssen afrikanische Bauern Elefanten von ihren Feldern fernhalten. Zu diesem Zweck aufgestellte Bienenstöcke schrecken die Tiere zwar ab, flächendeckend einsetzbar ist diese Schutzmaßnahme aber nicht. Jetzt haben amerikanische und südafrikanische Biologen gezeigt, dass sich eine ähnliche Wirkung auch mit chemisch hergestellten Alarmpheromonen der Bienen erzielen lässt. Offenbar können die Elefanten solche Duftstoffe riechen und haben gelernt, diese Geruchsquelle zu meiden, berichten die Forscher im Fachblatt „Current Biology“. Ob die Tiere auch spezielle Rufe ausstoßen, um ihre Herde vor Bienen zu warnen, ist noch nicht untersucht.

Elefanten würden sich davor fürchten, gestochen zu werden, sagt Mark Wright von der University of Hawaii in Mānoa. Insbesondere Bienenstiche in die Bindehaut der Augen oder die Schleimhaut des Rüssels seien sehr schmerzhaft. Aus früheren Beobachtungen war bekannt, dass Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana) sowohl auf den Anblick eines Bienenstocks als auch auf das Brummen von Bienen reagieren, indem sie sich abwenden. Wright und seine südafrikanischen Kollegen gingen nun der Vermutung nach, dass die Elefanten auch Signalstoffe der Ostafrikanischen Hochlandbiene (Apis mellifera scutellata) riechen können. Wenn sich die Insekten gegen eine Bedrohung wehren, setzen sie eine Mixtur aus mehreren leicht flüchtigen Stoffen frei, die als Alarmsignal dienen: Die Pheromone aktivieren die anderen Bienen, die dann im Schwarm durch Stechangriffe ihr Volk verteidigen.

Die Forscher ließen zwei Bestandteile des komplexen Pheromongemisches, Isoamylacetat und 2-Heptanon, chemisch herstellen und zu gleichen Teilen in eine speziell dafür entwickelte Substanz einbauen, aus der sie allmählich wieder abgegeben werden. Die beiden Signalstoffe reichten aus, um Bienen in den Alarmzustand zu versetzen. Diese Geruchsquelle füllten die Biologen zusammen mit kleinen Steinen in weiße Socken, die in der Nähe zweier Wasserlöcher im Kruger-Nationalpark an niedrigen Ästen aufgehängt wurden. Als Kontrollen dienten aufgehängte Socken ohne Pheromone. Das Wasserloch Jejane lag in einem Gebiet, in dem es mehrere Bienenstöcke gab. In der weiteren Umgebung des Wasserlochs Maseke waren keine Bienenstöcke aufgestellt. Videoaufnahmen zeichneten das Verhalten der Elefanten auf, wenn diese sich dem ungewöhnlichen Objekt näherten.

Die Socken ohne Geruchsstoffe wurden von sämtlichen 23 Elefanten entweder ignoriert oder kurz näher untersucht. Gegenüber den anderen Socken verhielten sich 25 von 29 Tieren am Jejane-Wasserloch anders: Sie zeigten eine verstärkte Aufmerksamkeit, hielten eine Weile inne und entfernten sich dann. Am zweiten Wasserloch verhielten sich 9 von 14 Tieren ebenso, wenn sie in die Nähe einer pheromonhaltigen Socke kamen. Wenn auch vorerst statistisch nicht relevant, könnte das darauf hinweisen, dass Elefanten in Gebieten mit Bienenstöcken eine aufgrund leidvoller Erfahrung stärkere Vermeidungsreaktion zeigen als in anderen Regionen. An windstillen Tagen reagierten die Tiere erst dann, wenn sie weniger als einen Meter von der Socke entfernt waren – was für eine Geruchswahrnehmung spricht.

Die Forscher halten es für möglich, dass eine optimierte Auswahl und Mischung von Alarmpheromonen das Verhalten der Elefanten noch verstärken könnte. Da Elefanten bei Gefahr ihre Herde durch Rufe warnen, wollen die Biologen nun prüfen, ob sie dies auch tun, wenn sie auf Bienenstöcke – oder Behälter mit Alarmpheromonen – gestoßen sind. Der Einsatz solcher Attrappen, die Bienenstöcke vortäuschen, könnte sich nach Ansicht der Autoren als eine leicht umsetzbare und kostengünstige Methode erweisen, um Elefanten von landwirtschaftlich genutzten Flächen und Siedlungen fernzuhalten. Dann müssten vielleicht weniger „Problemelefanten“ erschossen werden, die Felder zertrampeln, Schäden in Wohngebieten anrichten und Menschen gefährden. Ziel dieser Bemühungen sei es letztlich, eine friedliche Koexistenz von Elefanten und Menschen zu ermöglichen.

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