Lauschende Elefanten: Welche Katze knurrt denn da?

„Dies ist die erste offizielle Studie zur Untersuchung des nächtlichen Verhaltens zur Abwehr von Raubtieren bei irgendeiner Art von Elefanten, Asiatischen oder Afrikanischen“, schreiben Vivek Thuppil und Richard G. Coss von der University of California in Davis. In freier Wildbahn in Indien hatten die beiden Verhaltensforscher die Reaktionen Asiatischer Elefanten (Elephas maximus) auf die wütenden Laute von Leoparden und Tigern beobachtet. Das ungehaltene Knurren stammte dabei von Tonaufzeichnungen aus einem Zoo, für die ein Tiger und ein Leopard ein wenig gereizt worden waren. Das Abspielen der Aufnahmen lösten die Dickhäuter dann selbst aus, wenn sie einen Infrarotstrahl passierten, der in einem der Wege zu einem Getreidefeld platziert war. Während Leoparden für Elefanten keine wirkliche Bedrohung darstellen, kann es vorkommen, dass Tiger gelegentlich ein Kalb reißen. Daher erwarteten die Forscher, dass es einen Unterschied im Verhalten geben würde.
Für ihre Analysen nutzten die Biologen letztlich sieben Begegnungen mit einem vermeintlichen Tiger und acht scheinbare Begegnungen mit einem Leoparden. Das Ergebnis: Sowohl auf den simulierten Leoparden als auch auf den scheinbaren Tiger reagierten die Elefanten mit Vorsicht und zogen sich letzten Endes vor der Geräuschquelle – in diesem Fall den Lautsprechern – zurück. Doch die sofortige Reaktion unterschied sich dabei deutlich. Das abgespielte Tigerknurren, das eine eindeutige Gefahr bedeutete, veranlasste die Dickhäuter dazu, still zurückzuweichen. Dagegen stießen sie aggressive Laute wie Trompete und Grunzen aus, wenn sie das Leopardenknurren hörten. Die eindeutig unterschiedliche Reaktion der Elefanten ist demnach ein eindeutiges Zeichen dafür, schließen die Forscher, dass sie das unterschiedliche Ausmaß an Bedrohung zu unterscheiden vermögen.
Die Ergebnisse passen zu einem Verhalten, das von Afrikanische Elefanten bereits bekannt ist. Diese ziehen sich deutlich schneller von der charakteristischen Kleidung der Maasai-Krieger zurück, die eine Gefahr für sie darstellen, als von der Kleidung anderer Volksgruppen. Wenn sie die Kleidungsstücke der für sie gefährlichen Jäger lediglich sehen, aber die passende Geruchskomponente fehlt, zeigen sie jedoch aggressives Verhalten. Auch hier ist also die Wahrnehmung geringerer Bedrohung mit erhöhter Aggressivität verbunden.