Wann sollen die Kinder aus dem Nest?
![Flügges Weiden-Gelbkehlchen (Geothlypis trichas)](/onTEAM/fotos/221605516147.jpg)
„Die Eltern streuen das Risiko“, sagt Michael Ward von der University of Illinois at Urbana-Champaign. „Wenn sie die Küken in der Umgebung des Nests verteilen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass alle sterben, auf fast Null.“ Die Vogeleltern nehmen es gewissermaßen in Kauf, dass jeder einzelne ausgeflogene Jungvogel für einige Tage deutlich geringere Überlebenschancen hat, als wenn er in dieser Zeit noch im Nest geblieben wäre. Denn dann hätte sich das Risiko erhöht, dass die gesamte Brut einem Nesträuber wie einer Schlange oder einem Waschbär zum Opfer gefallen wäre – was die biologische Fitness der Vogeleltern – also die Zahl ihrer überlebenden Nachkommen – stärker verringert hätte.
Die Forscher werteten acht Studien mit Daten von 18 Singvogelarten aus, die in verschiedenen Staaten der USA heimisch waren. Bei zwölf dieser Arten stellten sie fest, dass sich die Sterberaten von Jungvögeln in den ersten Tagen nach dem Ausfliegen um durchschnittlich 13,6 Prozent erhöhten. Ein frühzeitiges Verlassen des Nestes erhöhte aber die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer der Vögel aus der Brut überlebte, um 14 Prozent. Unterschiede zwischen den untersuchten Vogelarten hingen mit der Größe des Geleges und dem jeweiligen Ausmaß der Bedrohung durch Nesträuber zusammen. Die Biologen vermuten, dass die Vogeleltern durch ihr Verhalten die Nestlinge frühzeitig aus dem Nest vertreiben. Welche Verhaltensweisen das sind, ist noch nicht bekannt.
Warum Vogelmütter ihre eigenen Eier zerstören
Wenn Vogeleltern füttern: Wer bekommt mehr?
Besser mal den Schnabel halten