Strand ade!

Bei einer ungebremsten Erderwärmung verschwinden weltweit die Hälfte aller Strände bis zum Ende des Jahrhunderts.
Besonders der südliche Abschnitt der Nordseeinsel Sylt verliert alljährlich große Sandmengen.
Besonders der südliche Abschnitt der Nordseeinsel Sylt verliert alljährlich große Sandmengen.
© DLR
Ispra (Italien) - Sylt leidet seit Jahrzehnten unter akutem Strandschwund. Jedes Jahr spült die Nordsee etwa eine Million Kubikmeter Sand von der Insel ab. Mühsam wird er wieder aufgeschüttet. Dieses Schicksal droht mit zunehmender Erderwärmung mindestens der Hälfte aller Strände weltweit. Sie könnten bis zum Ende der Jahrhunderts verschwunden sein, wie nun eine europäische Forschergruppe in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ schreibt. Die wichtigste Ursache sehen die Wissenschaftler im steigenden Meeresspiegel. Doch auch Stürme, die Bebauung der Küsten und veränderte Meeresströmungen tragen zu der Erosion der Strände bei.

Michalis Vousdoukas vom europäischen JRC-Forschungszentrum in Ispra analysierte mit seinen Kollegen die Entwicklung der Sandstrände, die sich weltweit etwa über ein Drittel aller Küstenlinien erstrecken. Sie untersuchten zahlreiche Satellitenbilder, um die Entwicklung der Küsten zwischen 1984 und 2015 zu ermitteln. Auf dieser Grundlage bauten sie zwei Szenarien für den Schwund der Sandstrände bis zum Jahr 2100 auf. Das eine Szenario (RCP 8.5) geht von einem ungebremsten CO2-Ausstoß mit einer möglichen Erderwärmung von vier bis zu acht Grad aus. Die andere Vorschau dagegen berücksichtigt mindestens stagnierende CO2-Emissionen (RCP 4.5), die bis 2100 zu einer Erwärmung zwischen zwei und drei Grad führen könnten.

Selbst bei einem gebremsten Klimawandel soll allein Australien bis 2100 mindestens 11.400 Kilometer Strand verlieren, ohne CO2-Minderung sogar knapp 15.000 Kilometer. Die Verluste an kanadischen Küsten beziffern die Forscher je nach Szenario auf gut 6400 bzw. 14.400 Kilometer. Danach folgen Chile, Mexiko, China und die USA, die jeweils mindestens 4000 bis 5000 Kilometer Strände einbüßen werden. Auch in Europa und Afrika droht der Verlust von einem Drittel bis zu Hälfte der Sandstrände.

Der Strandschwund wird laut Vousdoukas und Kollegen nicht erst zum Ende des Jahrhunderts stark ausgeprägt sein. Schon bis zum Jahr 2050 könnten die Strände weltweit entlang von etwa 20.000 Kilometern um 100 Meter schrumpfen. Als wichtigste Maßnahme dagegen sehen die Forscher die Verminderung der CO2-Emissionen, um den Strandverlust durch einen steigenden Meeresspiegel zu minimieren. Zudem könnte ein intensiver Küstenschutz, wie er vorbildlich in den Niederlanden praktiziert wird, den Verlust an Sandstränden etwa durch Stürme bremsen.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg