Schau mir in die Augen, Pussy!

Auch Hauskatzen folgen dem menschlichen Blick, der auf verstecktes Futter hinweist
So wie Hunde reagieren auch Katzen auf Blicksignale des Menschen.
So wie Hunde reagieren auch Katzen auf Blicksignale des Menschen.
© Benita5 / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Budapest (Ungarn) - Nicht nur Hunde können durch Blickkontakt mit Menschen kommunizieren. Diese Fähigkeit haben ungarische Biologen jetzt erstmals auch bei Hauskatzen nachgewiesen. Mit ähnlich hoher Erfolgsrate wie Hunde folgten die Haustiere dem Blick des Versuchsleiters, der den Weg zu verstecktem Futter wies. Im Verlauf der Domestizierung und des engen Zusammenlebens mit Menschen haben sich offenbar bei den Katzen Formen der sozialen Kommunikation entwickelt, die ihre wild lebenden Vorfahren nicht nutzen, schreiben die Forscher im Fachblatt „Intelligence“. Damit sind Katzen neben Hunden und Affen die dritte Tiergruppe, die allein durch Blickkontakt Signale des Menschen empfangen können.

Für ein Tier sei es schwieriger, einem Blicksignal zu folgen als dem Zeigefinger des ausgestreckten Arms, und daher präsentierten diese Ergebnisse eine bemerkenswerte Leistung von Katzen, schreiben die Wissenschaftler um Péter Pongrácz von der Eötvös Loránd University in Budapest. Einerseits stammt die Hauskatze (Felis silvestris catus) von Wildkatzen (Felis silvestris) ab, die nicht in Gruppen, sondern meist als Einzelgänger leben, wohingegen der Wolf als Vorfahr des Hundes ein Rudeltier ist. Andererseits mussten sich Hund und Katze während der Domestizierung gleichermaßen an das enge Zusammenleben mit Menschen anpassen und entsprechende soziale Fähigkeiten entwickeln. Dazu gehörten unterschiedliche Formen der Kommunikation, darunter auch solche, die es zwischen den wildlebenden Artgenossen gar nicht gab – bei Katzen noch weniger als bei Hunden.

Für ihre Experimente wählten die Biologen von 26 Katzenbesitzern 41 Tiere aus, die sich in Voruntersuchungen als willig erwiesen hatten, mit einer fremden Person zusammenzuarbeiten. Die jüngste Katze war vier Monate alt, die älteste 14,5 Jahre. Während das Tier vom Besitzer festgehalten wurde, gab eine 2,5 Meter entfernt auf dem Boden sitzende Forscherin Futter in eine von zwei Schüsseln, die gleich aussahen und gleichermaßen nach Futter rochen. Durch einen der Katze bekannten Lockruf oder durch ein ihr unbekanntes Geräusch wurde zunächst ein Blickkontakt hergestellt. Daraufhin blickte die Forscherin mit einer Kopfdrehung auf diejenige rechts oder links neben ihr stehende Schüssel, die das Futter enthielt, und sah dann wieder zur Katze. Danach ließ der Besitzer das Tier los. Nur wenn es die richtige Schale wählte, durfte es zur Belohnung das Futter fressen. Jede Katze absolvierte 24 solcher Tests.

Zusammengenommen ergab sich eine Erfolgsquote der Katzen von im Schnitt 70 Prozent. Bei den individuellen Leistungen erreichten 18 der 41 Tiere eine Erfolgsquote von mindestens 75 Prozent. Diese Resultate entsprachen weitgehend denen, die auch Hunde erzielen. Es machte keinen Unterschied, ob das Blicksignal in einem länger andauernden Blick oder in mehreren kurzen Blicken in Richtung des Futternapfs bestand. Wenn die Katze zuvor durch Zuruf ihres Namens oder anderer auffordernder Rufe angesprochen wurde, führte das zur schnelleren Herstellung des Blickkontakts, ohne aber – wie es bei Hunden der Fall ist – die Testleistung zu verbessern. Katzen, die höchstens ein Jahr alt waren, schnitten etwas besser ab als ältere.

Es bleibt vorerst ungeklärt, auf welche Weise durch fortgesetzte Züchtung eine für das Sozialleben nützliche kognitive Fähigkeit wie die Kommunikation durch Blicke, die dem nicht in Gruppen lebenden Wildtier fehlt, entstanden sein könnte. Die Forscher halten es für möglich, dass die Anlage dazu auch bei den Wildkatzen bereits vorhanden war, aber nicht genutzt wurde.

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