Ziegen bevorzugen ein freundliches Gesicht
„Die Fähigkeiten von Tieren, menschliche Emotionen wahrzunehmen, könnte weit verbreitet und nicht auf Heimtiere beschränkt sein“, sagt Alan McElligott von der Queen Mary University of London, der Leiter des Forscherteams. Die neuen Ergebnisse würden daher wichtige Informationen zum generellen Umgang mit Tieren liefern. Als Versuchsobjekte wählten die Biologen 20 weibliche und männliche Tiere im Alter zwischen 3 und 19 Jahren, die in einem Tierheim für Ziegen lebten und den Kontakt mit Menschen gewöhnt waren. Für die einzelnen Tests befestigten sie an einem Zaun, 60 Zentimeter über dem Boden und im Abstand von 90 Zentimetern, zwei Schwarzweißfotos im DIN A3-Format. Beide Bilder zeigten das Gesicht desselben Mannes oder derselben Frau, einmal mit fröhlicher und einmal mit verärgerter Mine. In einer Vorbereitungsphase ohne Fotos wurde jedes Tier mit Futter belohnt, wenn es aus einer Entfernung von vier Metern auf den Zaun zuging.
Die meisten Ziegen näherten sich jeweils dem Bild mit dem fröhlichen Gesicht und untersuchten es mit der Schnauze. Entweder wurden sie von einer positiven Mimik angezogen oder von negativen Gesichtern abgestoßen. Besonders ausgeprägt war dieses Verhalten, wenn das Gesicht mit der positiven Emotion auf der rechten Seite hing. Das erklären die Forscher damit, dass die Tiere Informationen des rechten Auges in der linken Hirnhälfte verarbeiten, wo dann wahrscheinlich angenehme Gefühle stärker wahrgenommen werden. Für negative Gefühle ist dagegen die andere Hirnhälfte zuständig. Dafür gibt es entsprechende Hinweise bei Hunden und Pferden. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Ziegen gelernt haben, aufgrund früherer Kontakte mit Menschen lächelnde Gesichter mit positiven Erfahrungen zu verbinden. Ob solche Erlebnisse eine Voraussetzung dafür sind, menschliche Gesichtsausdrücke unterscheiden zu können, sollen weitere Untersuchungen klären.
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