Gestörte Darmflora bei autistischen Kindern

„Veränderungen des Darm-Mikrobioms in der frühen Lebensphase könnten eine wichtige Rolle bei der Entstehung einer Autismus-Spektrum-Störung spielen“, schreiben die Wissenschaftler um Siew Ng von der Chinese University of Hong Kong. Ihre Ergebnisse unterstützen einen derartigen Zusammenhang, ohne aber eine ursächliche Beziehung nachzuweisen. Mit molekularbiologischen Methoden untersuchten sie Stuhlproben von 146 Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren, von denen die Hälfte an einer autistischen Störung erkrankt war.
Durch Ermittlung der Keimzahlen von 26 Bakterienarten ließ sich erkennen, ob sich im gewählten Altersabschnitt eine insgesamt normale oder eine für Autismus typische Darmflora entwickelt. Für den statistischen Zusammenhang waren auch Alter und Body-Mass-Index (BMI) von Bedeutung, nicht aber die Ernährung der Kinder. Bei autistischen Kindern wurde beispielsweise ein höherer Anteil an Clostridien und ein geringerer Anteil an Bakterien der Gattung Faecalibacterium im Mikrobiom nachgewiesen als bei gleichaltrigen gesunden Kindern. Clostridien können nervenschädigende Toxine produzieren. Faecalibakterien setzen Buttersäure frei, ein Stoffwechselprodukt, das mit dem Blut in das Gehirn gelangt und die Funktion von Hirnzellen positiv beeinflusst. Auch die Zahl anderer Bakterien, deren Aktivität für die Bildung von Botenstoffen im Gehirn wichtig ist, war im Mikrobiom autistischer Kinder verringert.
Schließlich identifizierten die Forscher fünf Bakterienarten – darunter Arten der Gattungen Eubacterium und Streptococcus – die als Krankheitsindikatoren geeignet sind. Den Anteil dieser Bakterien in einer Stuhlprobe zu ermitteln, reichte aus, um mit hoher Wahrscheinlichkeit eine autistische Störung zu diagnostizieren. Das bestätigten Stuhluntersuchungen bei 18 weiteren Kindern mit acht Fällen von Autismus. Die Verabreichung fehlender Darmbakterien oder Medikamente, die eine zu geringe Aktivität von Neurotransmittern normalisieren, wären mögliche neue, früh einzusetzende Behandlungsstrategien. Zunächst sind aber weitere Studien nötig, um die ursächlichen Zusammenhänge zu bestätigen.
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