Geburtsort Ausland: Immigrantenkinder erkranken seltener an Allergien

Kinder aus weniger entwickelten Ländern bleiben auch nach der Übersiedlung in die USA vor allergischen Erkrankungen geschützt – allerdings nicht dauerhaft
Pricktest zum Nachweis von Allergien
Pricktest zum Nachweis von Allergien
© Wolfgang Ihloff / Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
New York (USA) - Das Allergierisiko von Kindern, die in einem Industriestaat leben, hängt von ihrem Geburtsort ab. Das zeigt eine Studie am Beispiel US-amerikanischer Kinder. Waren sie im Ausland geboren, erkrankten sie deutlich seltener an Asthma, Neurodermitis, Heuschnupfen und Nahrungsmittelallergien als in den USA geborene Kinder. Die Resultate sind wahrscheinlich auf andere Länder übertragbar, in die Familien aus weniger entwickelten Staaten eingewandert sind. Der Unterschied in der Krankheitsanfälligkeit verringerte sich wieder, wenn die Kinder zehn Jahre im Land gelebt hatten, berichten Forscher im Fachblatt „JAMA Pediatrics“. Die Ergebnisse der Studie unterstützen die Hygiene-Hypothese, wonach ein häufiger Kontakt mit Umweltkeimen und Infektionserregern in der frühen Kindheit das Risiko von Allergien senkt.

Möglicherweise dauern die in der Kindheit gemäß der Hygiene-Hypothese erworbenen Schutzeffekte nicht ein Leben lang an, schreiben Jonathan Silverberg vom Beth Israel Medical Center in New York und Kollegen. Welche Umweltfaktoren das zunächst geringere Allergierisiko von Immigrantenkindern mit der Zeit wieder ansteigen lassen, sei noch nicht bekannt. Die Mediziner werteten Daten von etwa 80.000 in den USA lebenden Kindern aus, die jünger als 18 Jahre waren. Für im Ausland geborene Kinder war das Risiko für allergische Erkrankungen insgesamt etwa halb so groß wie für die anderen. Bei der statistischen Auswertung wurden Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft und Haushaltseinkommen berücksichtigt – und auch ob die Familie in der Stadt oder auf dem Land lebte.

Der Allergieschutz verstärkte sich zusätzlich, wenn auch die Eltern der Kinder im Ausland geboren waren. Grund dafür könnten beibehaltene landestypische Ernährungsgewohnheiten sein, beispielsweise bestimmte Nahrungsmittel, Gewürze oder grüner Tee. Kinder, die bereits länger als zehn Jahre in den USA lebten, hatten im Vergleich zu denen, die seit höchstens zwei Jahren dort zu Hause waren, ein mehrfach größeres Risiko für Ekzeme und Heuschnupfen – nicht aber für Asthma und Nahrungsmittelallergien. Eine geringere Wahrscheinlichkeit für allergische Erkrankungen war in anderen Studien auch für Einwanderer in Italien, Israel und Australien festgestellt worden.

Zusätzliche Faktoren, die das Allergierisiko beeinflussen, wie die Ernährung im Säuglingsalter oder das Halten von Haustieren, wurden in der aktuellen Studie nicht erfasst. Auch eine Auswertung nach dem Herkunftsland der eingewanderten Kinder erfolgte nicht. Es sei aber bekannt, so die Autoren, dass zum Beispiel in Mexiko und China Allergien bei Kindern deutlich seltener sind als in westlichen Industrieländern. Nach der Hygiene-Hypothese stimulieren die weniger hygienischen Verhältnisse in diesen Ländern das Immunsystem in den ersten Jahren nach der Geburt stärker, so dass es seltener zu allergischen Reaktionen bei Kontakt mit harmlosen Substanzen kommt.

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