Allergieschutz aus dem Kuhstall

Deutsche Forscher identifizieren ein pflanzliches Kohlenhydrat, das allergische Immunreaktionen dämpft
Rasterelektronenmikroskopische Abbildung eines Stallstaubpartikels
Rasterelektronenmikroskopische Abbildung eines Stallstaubpartikels
© Marcus Peters, Ruhr-Universität Bochum
Bochum - Wer die ersten Lebensjahre auf einem Bauernhof verbringt, das ist bekannt, erkrankt seltener an Allergien als Stadtkinder. Jetzt haben deutsche Forscher jene Substanz gefunden, die für den Schutzeffekt verantwortlich ist: Das Kohlenhydrat Arabinogalaktan, das von Gräsern gebildet wird und mit dem Heu in großen Mengen in die Tierställe gelangt, bremst allergische Immunreaktionen. Über die Nase verabreicht, hemmte das Polysaccharid die Entwicklung von allergischem Asthma bei Mäusen, berichten die Wissenschaftler im "Journal of Allergy and Clinical Immunology". Weitere Untersuchungen müssen nun prüfen, ob die Substanz zur Vorbeugung oder Therapie von Heuschnupfen und Asthma beim Menschen geeignet ist.

"Unsere Versuche, die schützende Substanz zu finden, erwies sich als die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen", sagt Marcus Peters von der Ruhr-Universität Bochum. Doch dann lieferten chemische Analysen von Staubproben aus deutschen, österreichischen und schweizerischen Bauernhöfen einen deutlichen Hinweis: Mehr als zehn Prozent des untersuchten Materials bestand aus Arabinogalaktan - einem verzweigten, gut wasserlöslichen Polysaccharid, das aus zahlreichen Molekülen der beiden Zucker Galaktose und Arabinose aufgebaut ist. Es wird von Gräsern wie dem Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) gebildet, einem Hauptbestandteil von Heu.

Die Forscher untersuchten nun, wie bestimmte Immunzellen von Mäusen, so genannte dendritische Zellen, auf Allergie auslösende Stoffe reagieren, wenn gleichzeitig Arabinogalaktan zugegeben wird. Das Kohlenhydrat löste die Produktion des Botenstoffs Interleukin-10 aus und blockierte allergische Immunreaktionen. Schließlich verabreichten die Forscher die in Wasser gelöste Substanz in die Nase von Mäusen, die anfällig für allergisches Asthma waren. Im Gegensatz zu den Tieren, die zur Kontrolle mit Arabinogalaktan anderer Herkunft behandelt wurden, blieben die Mäuse von allergischen Asthmareaktionen der Atemwege verschont. Die von verschiedenen Pflanzen gebildeten Arabinogalaktane unterscheiden sich in der chemischen Struktur der Zuckerketten, was die unterschiedliche Wirksamkeit auf Immunzellen erklärt. An welche Zuckerrezeptoren das Polysaccharid des Wiesenfuchsschwanzes ankoppelt, um Immunreaktionen zu blockieren, wissen die Forscher noch nicht. Sie wollen außerdem in klinischen Studien untersuchen, ob Arabinogalaktan in Form von Nasentropfen oder -spray vorbeugend oder zur Linderung von Asthmasymptomen wirksam ist.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Arabinogalactan isolated from cowshed dust extract protects mice from allergic airway inflammation and sensitization", Marcus Peters et al.; Journal of Allergy and Clinical Immunology, Online-Publikation, DOI: 10.1016/j.jaci.2010.05.011


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg