Wie Katzenminze Insekten vertreibt

Ein Inhaltsstoff der Pflanze aktiviert einen Rezeptor von Mücken und Fliegen, der Schmerzempfindungen auslöst
Insekten mögen keine Katzenminze, Katzen sind ganz wild darauf.
Insekten mögen keine Katzenminze, Katzen sind ganz wild darauf.
© Gallio lab / Northwestern
Lund (Schweden)/Evanston (USA) - Katzen werden von Katzenminze angelockt. Viele Insekten dagegen meiden den Geruch der Pflanze. Die Ursache der euphorischen Wirkung auf Haus- und einige Großkatzen ist noch nicht bekannt. Doch schwedische und amerikanische Biologen haben jetzt den Wirkmechanismus des abschreckenden Effekts auf Fliegen und Mücken entdeckt. Demnach spielen dabei die Geschmacks- und Geruchsrezeptoren der Insekten keine Rolle. Vielmehr aktiviert ein leicht flüchtiger Inhaltsstoff der Minze, das Nepetalacton, einen Schmerzrezeptor, der normalerweise auf Reizstoffe reagiert und Schmerzempfinden auslöst, berichten die Forscher im Fachblatt „Current Biology“. Möglicherweise dient das natürliche Repellent der Pflanze zur Abwehr von Schadinsekten. Der nun aufgeklärte Zusammenhang könnte helfen, neue Repellentien zu entwickeln, die gezielt gegen Insektenfraß oder Stechmücken gerichtet sind, aber keine Nutzinsekten vertreiben.

„Wir haben herausgefunden, dass Katzenminze und ihr aktiver Inhaltsstoff Nepetalacton den Reizstoffrezeptor TRPA1 aktiviert“, sagt Marco Gallio von der Northwestern University in Evanston, der zusammen mit Marcus Stensmyr von der Lund University das Forscherteam leitete. „Das ist ein entwicklungsgeschichtlich alter Schmerzrezeptor, der bei so unterschiedlichen Lebewesen wie Plattwürmern, Fruchtfliegen und Menschen vorkommt.“ TRPA1-Rezeptoren sind Membranproteine sensorischer Nervenzellen, die unter anderem durch die Bindung von Reizstoffen aktiviert werden, so dass ein Schmerzreiz wahrgenommen wird. Von diesen Rezeptorproteinen gibt es verschiedene Varianten. So reagiert der TRPA1-Rezeptor des Menschen (auch „Wasabi-Rezeptor“ genannt) auf Bestandteile scharfer Gewürze wie Wasabi oder Knoblauch, nicht aber auf das Nepetalacton der Katzenminze (Nepeta cataria).

In Verhaltensexperimenten bestätigten die Forscher zunächst die abschreckende Wirkung von Katzenminzextrakt und Nepetalacton auf Ameisen, Drosophila-Fliegen, Gelbfiebermücken (Aedes aegypti) und Malariamücken (Anopheles gambiae). So wurden beispielsweise die Mücken vom Blutsaugen abgehalten, wenn die menschliche Hand mit Katzenminzöl eingerieben war und die Fliegen mieden bei der Eiablage Plätze, die mit Nepetalacton imprägniert waren. Genetisch veränderte Formen von Drosophila melanogaster und Aedes aegypti, die keine TRPA1-Rezeptoren mehr bilden konnten, ließen sich durch Katzenminze nicht mehr vertreiben.

Ein Katzenminzextrakt oder ein Nepetalacton-Präparat wäre vielleicht ein gleichwertiger Ersatz für das bekannte chemisch hergestellte Insekten-Repellent DEET (Diethyltoluamid), das über die Geruchs- und Geschmacksrezeptoren der Insekten wirkt. Das pflanzliche Mittel sei kostengünstiger und daher besonders geeignet für Entwicklungsländer, deren Bevölkerung unter Krankheiten leidet, die von Stechmücken übertragen werden, sagt Gallio. Wenn der Mechanismus der Bindung zwischen Nepetalacton und TRPA1-Rezeptor genauer erforscht sei, könnten durch chemische Veränderungen Repellentien entwickelt werden, die gezielter gegen bestimmte Insektenarten einsetzbar wären und andere Insekten nicht beeinträchtigen würden. Vor einem großflächigen Einsatz eines Katzenminzextraktes wäre eventuell abzuklären, wie darauf die Hauskatzen der näheren Umgebung reagieren…

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