Wie Karieserreger Hirnblutungen verursachen

Eine Variante des Mundkeims Streptococcus mutans kann sich an die Wände von Arterien anheften und Blutgefäße im Gehirn zum Platzen bringen
Eine bestimmte Variante des Karieserregers Streptococcus mutans kann Hirnblutungen auslösen und so einen Schlaganfall verursachen.
Eine bestimmte Variante des Karieserregers Streptococcus mutans kann Hirnblutungen auslösen und so einen Schlaganfall verursachen.
© Centers for Disease Control and Prevention / Dr. Richard Facklam
Osaka (Japan) - Zahn- und Zahnfleischinfektionen erhöhen bekanntlich das Risiko für einen Schlaganfall. Dieser wird in 15 Prozent der Fälle, bei einem sogenannten hämorrhagischen Schlaganfall, von einer Hirnblutung ausgelöst. Im Speichel davon betroffener Patienten fanden japanische Mediziner gehäuft eine bestimmte Variante des Karieserregers Streptococcus mutans. Die Bakterien produzieren ein Protein, mit dem sie sich an die Wände kleiner Blutgefäße anheften, Entzündungen auslösen und die Stabilität der Wände schwächen können. Wenn solche Keime aus dem Mund in den Blutkreislauf gelangen, steigt die Gefahr von Blutungen im Gehirn und damit die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls, berichten die Forscher im Fachblatt „Scientific Reports”.

„Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig die Mundgesundheit für ein gesundes Gehirn ist“, sagt Robert Friedland von der University of Louisville, der für die Studie mit Forschern vom National Cerebral and Cardiovascular Center in Osaka zusammenarbeitete. Die Mediziner werteten Daten von hundert im Schnitt 70 Jahre alten Patienten aus, die mit einem Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert worden waren. Bei 27 Personen war die Ursache eine Hirnblutung, bei den anderen ein Gefäßverschluss. In Speichelproben von etwa der Hälfte sämtlicher Probanden konnten die Forscher Streptococcus mutans-Bakterien nachweisen, einen der wichtigsten Erreger von Karies.

Wie aus DNA-Analysen hervorging, handelte es sich in elf Fällen um eine genetische Variante, die das kollagenbindende Protein Cnm produzierte. Aus Tierexperimenten ist bekannt, dass Cnm-positive Streptococcus mutans-Bakterien intrazerebrale Blutungen auslösen können, wenn sie über den Blutkreislauf in Arterien des Gehirns gelangen. Von den Patienten mit hämorrhagischem Schlaganfall hatten 22 Prozent die Cnm-positiven Mikroben im Speichel, bei den anderen Patienten waren es nur 6 Prozent. Zusätzliche Untersuchungen mittels Kernspintomographie ergaben, dass die Personen mit Cnm-positiven Streptokokken eine größere Zahl an kleineren Hirnblutungen aufwiesen als die anderen. Diese Mundkeime können insbesondere solche Blutgefäße zum Platzen bringen, die altersbedingt oder durch hohen Blutdruck bereits vorgeschädigt sind. Die Zusammenhänge bestätigen, dass die Vermeidung von Infektionen im Mundraum durch sorgfältige Zahnpflege auch für ganz andere Aspekte der Gesundheit wichtig ist.

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