Mundkeim begünstigt gefährliche Infektionen
"Unsere Ergebnisse könnten erklären, warum Fusobacterium nucleatum häufig als Bestanteil einer Mischinfektion nachgewiesen wird", erläutern Yiping Han von der Case Western Reserve University in Cleveland und ihre Kollegen. Das Bakterium ist ein harmloser Bewohner der Mundhöhle gesunder Menschen. Nur bei Verletzungen der Mundschleimhaut oder einer Parodontitis können Fusobakterien zu Blutgefäßen im Zahnfleisch vordringen. Dann nutzen sie ein Oberflächenprotein, ein sogenanntes Adhäsin, um sich an ein spezielles Protein von Blutgefäßzellen, das (VE)-Cadherin, anzuheften. Das löst Reaktionen aus, die den normalerweise engen Kontakt zwischen den Zellen lockern. So gelingt es den Bakterien, durch die Gefäßwand in die Blutgefäße einzudringen.
In Versuchen mit Kulturen menschlicher Zellverbände beobachteten die Forscher, dass E. coli-Bakterien allein nicht in der Lage waren, die Zellschicht zu durchbrechen. Das gelang ihnen jedoch, wenn auch Fusobakterien vorhanden waren. Diese dienen anderen Mikroben offenbar als Türöffner, die den Weg in Blutgefäße frei machen. Die Mediziner vermuten, dass Fusobakterien so zusammen mit anderen Keimen beispielsweise über die Plazenta einen Fetus infizieren und eine Fehlgeburt verursachen können. Wahrscheinlich sei auf diese Weise auch die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke möglich, so dass Bakterien ins Gehirn vordringen können.