Wie kranke Zähne das Infarktrisiko erhöhen

Streptokokken aus dem Mundraum können bei einer Parodontitis ins Blut gelangen und Gerinnsel auslösen, welche Arterien verstopfen
Normalerweise harmlose Streptokokken der Viridans-Gruppe (blau gefärbte Perlschnüre) können, wenn sie ins Blut gelangen, Herzkrankheiten auslösen.
Normalerweise harmlose Streptokokken der Viridans-Gruppe (blau gefärbte Perlschnüre) können, wenn sie ins Blut gelangen, Herzkrankheiten auslösen.
© Dr. Mike Miller / Centers for Disease Control and Prevention
Nottingham (Großbritannien) - Schlechte Zahnhygiene begünstigt Zahnbettinfektionen und erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt. Die Ursache dafür haben britische Mediziner jetzt genauer untersucht. Demnach lösen Streptokokken, die über verletztes Zahnfleisch ins Blut gelangen können, Blutgerinnsel aus. Das geschieht, indem ein Protein an der Zelloberfläche der Bakterien Blutplättchen aktiviert, die dann beim Zusammenklumpen die Bakterien einschließen und so vor Angriffen schützen. Daraus entwickeln sich größere Gerinnsel, die verengte Blutgefäße verstopfen und einen Infarkt verursachen können. Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und eine frühzeitige Behandlung einer Parodontitis würden dieses Risiko verringern, sagten die Forscher auf der Herbsttagung der Society for General Microbiology in Nottingham.

"Mangelnde Zahnpflege kann zu Zahnfleischbluten führen, wodurch es Mundbakterien gelingt, in den Blutkreislauf einzudringen und Blutgerinnsel als Ursache für Herzkrankheiten auszulösen", sagte Howard Jenkinson von der University of Bristol. Er konnte zeigen, dass Streptokokken, die zu den normalen Mundkeimen zählen, durch das Oberflächenprotein PadA ein Verklumpen der Blutplättchen (Thrombozyten) verursachen. Dabei umschließen die verklebten Thrombozyten die Bakterien, so dass sie vor der Immunabwehr und Antibiotika geschützt sind. Das erleichtert einerseits eine Infektion des Herzmuskels und die Entwicklung einer Endokarditis. Andererseits entstehen aus den aggregierten Bakterien und Blutplättchen leicht größere Gerinnsel und erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Herzinfarkt und Schlaganfall. Zurzeit suchen die Forscher nach Wirkstoffen, die das Thrombozyten-aktivierende Protein PadA blockieren. "Das könnte zu neuen Therapien für Herz- und Gefäßkrankheiten führen - der Haupttodesursache in den Industriestaaten", so Jenkinson.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Oral Streptococci behaving badly", Vortrag von Howard Jenkinson auf der Herbsttagung der Society for General Microbiology in Nottingham


 

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