Nahrungsmittelallergie: Erhöhtes Risiko nach antibiotischer Therapie

Wer im ersten Lebensjahr mit einem Antibiotikum behandelt wurde, erkrankt mit größerer Wahrscheinlichkeit an einer Allergie gegen Milch, Eier, Fisch oder Nüsse
Kuhmilch ist einer der wichtigsten Auslöser von Lebensmittelallergien.
Kuhmilch ist einer der wichtigsten Auslöser von Lebensmittelallergien.
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Columbia (USA) - Die Bakterien, die in den ersten Lebensjahren den Darm besiedeln, unterstützen auch die normale Entwicklung des Immunsystems. Eine antibiotische Behandlung des Säuglings könnte diesen Reifungsprozess stören und das Risiko für allergische Erkrankungen steigern. Die Ergebnisse einer amerikanischen Studie bestätigen nun, dass Säuglinge, die mit mindestens einem Antibiotikum behandelt worden sind, mit größerer Wahrscheinlichkeit an einer Nahrungsmittelallergie erkranken als andere. Möglicherweise beeinträchtigen die Antibiotika indirekt die noch nicht voll ausgebildete Barrierefunktion der Darmwand und begünstigen so allergische Reaktionen gegen Bestandteile von Lebensmitteln, schreiben die Forscher im „Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice“.

„Wir vermuten, dass eine antibiotische Therapie eine wesentliche Rolle bei der Veränderung der Darmflora spielt und auf diese Weise die Entwicklung einer normalen Immuntoleranz gegenüber Antigenen der Nahrung stört“, erklären die Wissenschaftler um Bryan Love von der University of South Carolina in Columbia. Für ihre Studie werteten sie Daten von mehr als 500.000 Kindern aus, die 2006 in 28 Staaten der USA geboren wurden und im ersten Lebensjahr mit Antibiotika behandelt worden waren. Als Kontrollgruppe diente eine gleich große Zahl nicht behandelter Kinder.

In der Antibiotika-Gruppe war das Risiko, innerhalb von etwa vier Jahren an einer Allergie gegen Milch, Eier, Fisch, Nüsse oder andere Nahrungsmittel zu erkranken, um 84 Prozent höher als in der Vergleichsgruppe. Außerdem entwickelten sich die Allergien 40 Prozent schneller. Einflussfaktoren wie Geschlecht, Abstammung, Wohnort und andere Erkrankungen wie zum Beispiel Neurodermitis wurden bei der statistischen Auswertung berücksichtigt. Für den eindeutigen Nachweis einer Ursache-Wirkung-Beziehung seien weitere, prospektive Studien nötig, so die Autoren. Die Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien bei Kindern sei in den vergangenen zwanzig Jahren ständig angestiegen. Das könnte auch eine der Nebenwirkungen antibiotischer Behandlungen sein. „Viele Antibiotika werden ohne zwingende Indikation verschrieben“, schreiben die Forscher und fordern einen besonders verantwortungsbewussten Einsatz dieser Medikamente.

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