Muschelkleber – Wie sie unter Wasser funktionieren

„Wasser verhindert eine Haftung auf polaren Oberflächen durch die Bildung von Hydrationsschichten“, erklären Herbert Waite und seine Kollegen von der University of California in Santa Barbara. Diese zeichnen sich durch positive elektrische Ladungen auf nassen Gesteinen aus. In ihren Versuchen konnten die Forscher das Geheimnis entschlüsseln, wie Muscheln diese Barriere überwinden konnten. Ihre Analysen zeigten, dass die Klebeproteine der Meerestiere auch große Anteile an den Aminosäuren Lysin und Arginin enthielten. Diese trugen bevorzugt positive Partialladungen. Mit diesen ließ sich die Ladungsbarriere auf den Steinen über die Abstoßungskräfte zwischen gleichen Ladungen beseitigen.
Nachdem die Muscheln diese Barriere auf physikalischem Wege beseitigen konnten, gingen sie die erstaunlich festen Bindungen zum Gestein ein. Dazu enthielten die Muschelproteine sogenannte Catechol-Gruppen, mit denen sich starke Adhäsionskräfte aufbauen ließen. Künstliche Muschelkleber bestehen aus Polymeren, die ebenfalls Catechol-Gruppen tragen. Doch funktionierten diese bisher nur an Luft und auf trockenen Oberflächen.
Diese natürliche Methode zur Überwindung von Ladungsbarrieren könnte nun zu einer neuen Generation künstlicher Muschelkleber führen. Gelingt es, dass diese auch in feuchter, salzhaltiger Umgebung mit basischem pH-Wert feste Bindungen eingehen, locken medizinische Klebstoffe, mit denen eines Tages Wunden oder Operationsschnitte schnell verschlossen werden könnten.