Komplexeres Klimamodell erklärt Anstieg des Meeresspiegels
Zwei Effekte sind wesentlich für den Anstieg des Meeresspiegels verantwortlich: Die Ausdehnung des Wasser bei steigenden Temperaturen und das Abschmelzen der Eisschilde und Gletscher. Diese Auswirkungen lassen sich allein unter Beachtung der global steigenden Temperaturen abschätzen. Doch parallel treten komplexe Wechselwirkungen zwischen Eisschilden, Eisbergen, dem Ozean und der Atmosphäre auf. Genau diese gegenseitige Beeinflussung betrachteten Klimaforscher Jun-Young Park von der Pusan National University in Busan und seine Kollegen genauer.
Ihr neues Klimamodell berücksichtigt das Erdklima bis 8000 Jahre zurück in die Vergangenheit und simuliert auf der Grundlage von aktuellen Messdaten die Entwicklung des Meeresspiegels bis in die Mitte des kommenden Jahrhunderts. Ihren Fokus legten sie dabei auf die schmelzenden Eismassen Grönlands und in der Antarktis. So flossen in ihr Klimamodell beispielsweise Erkenntnisse ein, wie Schmelzwasser an der Unterseite des Eisschilde das Abrutschen ins Meer und damit die Bildung von Eisbergen beschleunigt. Auch den Eisschwund bremsende Effekte wie ein mit steigender Erderwärmung erhöhter Niederschlag als Schnee in zentralen Bereichen Grönlands und der Antarktis konnten die Forscher ermitteln.
Insgesamt bestätigt dieses neue, umfassendere Modell zum Meeresspiegelanstieg die Ergebnisse älterer Klimamodelle. Doch konnten sie die wahrscheinlichen Entwicklungen in Grönland und der Antarktis genauer simulieren. So rechnen sie damit, dass in der Antarktis immer mehr Eisberge durch das Kalben der Gletscher entstehen. Sollte die Erderwärmung fortschreiten und zwischen 2,6 und 4,1 Grad erreichen, werden Grönland und die Antarktis etwa zu gleichen Teilen für einen Meeresspiegelanstieg von 60 bis 70 Zentimeter in 130 Jahren verantwortlich sein. Dieser sich derzeit beschleunigende Trend ließe sich nur abbremsen, wenn die Erderwärmung auf maximal 1,8 Grad begrenzt werde.