Die Katapult-Spinne

Dem nur wenige Zentimeter durchmessenden, dreieckigen Netz verdankt die Dreiecksspinne ihren Namen. Insgesamt sechs Spinnen beobachteten Sarah Han und ihre Kollegen von der University of Akron auf der Jagd in einem Terrarium. Als Beutetiere nutzten die Forscher Taufliegen der Art Drosophila melanogaster. Mit einer Hochgeschwindigkeitskamera hielten sie die katapultartige Beschleunigung von Spinne und Netz bei 19 Beutezügen fest. Die Auswertung der Aufnahmen ergab, dass nach dem Auslösen des Spinnen-Katapults Beschleunigungen von fast 800 Metern pro Sekundequadrat auftraten. Diese enorme Beschleunigung wirkte jedoch nur für einen extrem kurzen Moment auf die Spinne bis eine Geschwindigkeit von etwa zwei Metern pro Sekunde erreicht wurde. Zum Vergleich: Eine bemannte Rakete erreicht während des Start höchstens Beschleunigungen von etwa 40 m/s2.
Sarah Han schätzte ab, dass eine Spinne für diese hohe Beschleunigung etwa 145 Milligramm Muskelmasse benötigen sollte. Tatsächlich bringt eine Dreiecksspinne kaum mehr als sieben Milligramm auf die Waage. Daher nutzt die Spinne ihr dreieckiges Netz wie ein Katapult. An einer Ecke durchtrennt die Spinne einen der drei Haltefäden und überbrückt die Lücke mit ihrem Körper. Um die Spannung zu erhöhen, wickelt die Spinne den Haltefaden mit ihren hinteren Beine einige Windungen auf. Diese Spannung kann die Spinne über mehrere Stunden mühelos halten. Fliegt nun ein Insekt in das so gespannte Netz, lässt die Spinne den Haltefaden los und schnellt mitsamt Netz auf die Beute. Abrupt gestoppt, umhüllt das Netz die Beute und diese kann von der Spinne verzehrt werden. Nach Aussage von Sarah Han und ihren Kollegen ist bisher kein anderes Tier bekannt, dass so geschickt und effizient seine eigenen Körperkräfte verstärken kann.