CO2-Emissionen steigen wieder an

Nach dreijähriger Stagnation werden wieder mehr fossile Brennstoffe verfeuert
Deutsches Braunkohlekraftwerk Niederaußem in der Nähe von Aachen
Deutsches Braunkohlekraftwerk Niederaußem in der Nähe von Aachen
© Leon Liesener, Wiki Commons CC-BY-SA-3.0
Bonn - Im laufenden Jahr 2017 werden die globalen Kohlendioxid-Emissionen nach drei Jahren Stagnation wieder ansteigen. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam im Global Carbon Budget 2017, in dem seit 2006 jedes Jahr die CO2-Bilanz für die Erde gezogen wird. Die nach Staaten aufgegliederten Daten und Schätzungen veröffentlichten die Klimaforscher im Fachjournal „Environmental Research Letters“ und zusätzlich in zwei weiteren renommierten Fachzeitschriften. Der Anstieg dämpft die Hoffnungen, dass nach der dreijährigen Stagnation zwischen 2014 und 2016 das Maximum der jährlichen CO2-Emissionen überschritten sein könnte.

„Mit 41 Milliarden Tonnen Kohlendioxid für 2017 läuft die Zeit ab, die Erderwärmung auf unter zwei Grad oder gar unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen“, sagt Corinne Le Quéré von der University of East Anglist im britischen Norwich. Die neuen Zahlen, die auch im Mittelpunkt einer Pressekonferenz auf der UN-Weltklimakonferenz COP23 in Bonn standen, verstärken den Druck auf die Verhandlungen zur baldigen Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015. „Wir müssen die Emissionen rasch reduzieren, um die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen“, ergänzt Le Quéré.

China ist dieses Jahr mit etwa 28 Prozent für den größten Anteil der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Allein im laufenden Jahr nimmt der CO2-Ausstoß im Reich der Mitte gemäß der aktuellen Schätzung um 3,5 Prozent zu. Diesen wachsenden Anteil begründen die Forscher mit einer zugenommenen Verfeuerung von Kohle, Erdöl und Erdgas. Allein die Klimabelastung durch die Zementproduktion habe leicht abgenommen. In China nahm die Stromerzeugung mit fossilen Brennstoffe auch zu, da die Wasserkraftwerke weniger Strom als erwartet produziert haben. Auch der CO2-Ausstoß in Indien wird dieses Jahr um zwei Prozent zunehmen. Mit einem durchschnittlichen Anstieg von mehr als sechs Prozent in den Jahren des vergangenen Jahrzehnts schwächt sich die Zunahme der CO2-Emissionen jedoch ab.

In 22 Staaten, die zusammen für ein Fünftel der Emissionen verantwortlich zeigen, sank der CO2-Ausstoß trotz eines Wachstums der Wirtschaft. In der EU ging er in der Summe 2017 ein wenig um 0,2 Prozent zurück. Auch für die USA bilanzierten die Forscher einen Rückgang um 0,4 Prozent. Langsam macht sich weltweit auch der Ausbau der erneuerbaren Energiequellen mit hohen, jährlichen Wachstumsraten von etwa 14 Prozent während der vergangenen fünf Jahre bemerkbar. Dennoch sind weltweit weiterhin Erdgas, Erdöl und Kohle die wichtigsten genutzten Energieträger. Der hohe Anteil an Braunkohle an der Stromerzeugung bescherte auch Deutschland 2016 eine Zunahme der CO2-Emissionen um ein knappes Prozent.

Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wird auf der Grundlage der neuen Zahlen bis zu Jahresende auf etwa 405 Teile pro Million (parts per million, ppm) ansteigen. Mehr als die Hälfte der ausgestoßenen 41 Gigatonnen CO2 können 2017 von den Ozeanen und von Pflanzen aufgenommen werden. 19 Gigatonnen verbleiben jedoch in der Atmosphäre. „Der Anstieg 2017 ist eine unerwünschte Nachricht“, sagt Glen Peters vom Center for International Climate Research in Oslo. Aber es sei zu früh, um zu beurteilen, ob dieser Anstieg einen einmaligen Ausreißer oder den Beginn einer neuen Periode steigender CO2-Emissionen darstelle.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Global Carbon Budget 2017“, Le Quéré et al., Earth System Science Data Discussions. https://doi.org/10.5194/essdd-2017-123
„Towards real time verification of CO2 emissions“, Peters et al., Nature Climate Change. https://doi.org/10.1038/s41558-017-0013-9
„Warning signs for stabilizing global CO2 Emissions“,Jackson et al.; Environmental Research Letters. https://doi.org/10.1088/1748-9326/aa9662


 

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