Bienen mögen Alkohol – und leiden unter dem Entzug

In Blütennektar kann durch Gärung Alkohol entstehen, was die Blüten für Bienen anziehender machen könnte – In Laborversuchen zeigen Tiere Entzugssymptome
Honigbiene (Apis mellifera) besucht eine Rapsblüte.
Honigbiene (Apis mellifera) besucht eine Rapsblüte.
© Ivar Leidus, Creative Commons Lizenz CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en
Krakau (Polen) - Neben verschiedenen Zuckern könnte Blütennektar auch psychoaktive Substanzen enthalten, die für Bienen attraktiv sind. Dazu zählen Koffein und andere Alkaloide, aber auch Alkohol, den Hefen durch Gärung produzieren. Polnische Biologen haben jetzt untersucht, wie Honigbienen auf den Verzehr alkoholhaltiger Zuckerlösungen reagieren. Dabei stellten sie fest, dass sich bei den Tieren Entzugssymptome entwickeln, wenn sie nach längerem Konsum auf den Alkoholzusatz verzichten mussten. Möglicherweise bewirkt der Alkohol im Nektar, dass die Bestäuber häufiger wiederkommen und so der Pflanze nutzen. Bienen könnten als Modellorganismen dafür dienen, Ursachen und Behandlung der Alkoholabhängigkeit zu erforschen, erklären die Forscher im Fachblatt „Biology Letters“.

„Honigbienen zeigen unter Alkoholeinfluss Verhaltensweisen, die mit denen von alkoholisierten Säugetieren und Menschen vergleichbar sind“, schreiben Krzysztof Miler von der Polish Academy of Sciences in Krakau und seine Kollegen. So könne Alkohol die sozialen Beziehungen zwischen den Arbeiterinnen beeinflussen sowie Futtersammeln und Lernvermögen beeinträchtigen. Bei der Futtersuche finden Bienen gelegentlich Blüten mit Nektar, der etwa ein Prozent Alkohol enthält. Beobachtungen zufolge werden solche Nektarquellen nicht etwa gemieden, sondern wiederholt aufgesucht.

In Fütterungsexperimenten boten die Forscher den Bienen Zuckerwasser mit Alkoholkonzentrationen zwischen 0,3 und 25 Prozent an. Auch bei hohem Alkoholgehalt reagierten die Tiere positiv, indem sie ihren Saugrüssel danach ausstreckten. Die Bienen wurden in vier Gruppen mit jeweils 200 Tieren eingeteilt. Drei Wochen lang fütterten die Biologen zwei Gruppen mit reiner Zuckerlösung, für die anderen war die Nahrung mit einem Prozent Ethanol versetzt. Eine der Alkoholgruppen musste dann drei Tage auf Alkohol verzichten, eine alkoholfrei ernährte Gruppe stieg zur gleichen Zeit auf alkoholische Kost um, bei den übrigen blieb die Ernährung unverändert.

Die an Alkohol gewöhnten Tiere entwickelten drei Tage nach dem Wechsel zu alkoholfreier Zuckerlösung Verhaltensänderungen, die auf Entzugserscheinungen schließen ließen: Zum einen verstärkte sich das Verlangen nach Alkohol, gemessen an der Reaktion des Saugrüssels nach Kontakt mit alkoholhaltiger Lösung. Zum anderen nahmen die Tiere von angebotenem Alkohol deutlich mehr auf als Bienen, die zuvor ununterbrochen oder nur drei Tage lang oder noch nie Alkohol erhalten hatten. Außerdem erhöhte sich die Sterberate der Bienen unter dem Entzug leicht. Ob der natürliche Alkoholgehalt des Nektars tatsächlich eine anziehende Wirkung hat, die der Pflanze zugute kommt, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg