Arthrose: Knorpelgewebe aus genetisch veränderten Stammzellen
„Ein Hauptproblem beim Gewebeersatz durch Tissue Engineering ist die Versorgung der Stammzellen mit Wachstumsfaktoren nach der Transplantation”, sagt Farshid Guilak von der Duke University in Durham. Wachstumsfaktoren sind teuer und instabil und müssten wiederholt verabreicht werden. Daher entwickelte Guilak zusammen mit Charles Gersbach und Kollegen ein gentechnisches Verfahren, um die Zellen über einen längeren Zeitraum mit dem Wachstumsfaktor TGF-beta3 zu versorgen. Dazu statteten sie Lentiviren mit dem TGF-beta3-Gen aus und fixierten sie mittels einer Haftschicht aus Polylysin an eine Gerüstsubstanz. Dann gaben sie menschliche Stammzellen aus dem Knochenmark und ein geeignetes Nährmedium hinzu. Bei Kontakt mit den Zellen übertrugen die Viren das Gen für den Wachstumsfaktor mit hoher Effizienz. Etwa 82 Prozent der Stammzellen produzierten danach den Wachstumsfaktor, der ihre Umwandlung in Knorpelzellen bewirkte. Diese lagerten auch die für ein Knorpelgewebe typischen Substanzen zwischen den Zellen ab. Die sogenannte extrazelluläre Matrix besteht unter anderem aus Kollagen und ist für die druckelastischen Eigenschaften dieses Bindegewebes verantwortlich.
Nach einer Transplantation sollte so allmählich bei gleichzeitigem Abbau der Gerüstsubstanz neues, funktionsfähiges Knorpelgewebe entstehen. Das müssen weitere Experimente aber erst noch zeigen. „Die mit Viren beladene Gerüstsubstanz könnte in großen Mengen auf Vorrat hergestellt und bis zum Einsatz in den Kliniken gelagert werden”, sagt Gersbach. Diese Technik sei zudem, so die Forscher, nicht auf Knorpelgewebe beschränkt, sondern wäre auch auf die Geweberegeneration von Knochen, Bändern und Sehnen übertragbar.