Zugvögel zwitschern selten im Duett

Dauerhafte Bindungen und kooperatives Verhalten wie gemeinsames Singen entwickeln sich bei standorttreuen Singvögeln eher als bei Zugvögeln
Auch Zaunkönige singen im Duett.
Auch Zaunkönige singen im Duett.
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Mayagüez (Puerto Rico)/Melbourne (Australien) - Bei den meisten Singvögeln singen allein die Männchen. Nur bei wenigen Arten markiert das Pärchen gemeinsam sein Revier durch einen Wechselgesang. Bisher gab es dafür keine einleuchtende Erklärung. Doch jetzt haben Forscher aus Puerto Rico und Australien einen interessanten Zusammenhang entdeckt: Standorttreue Vögel singen viel eher im Duett als Zugvögel. Die Vögel, die zwischen Sommer- und Winterquartier wechseln, suchen sich in der Regel jedes Jahr einen neuen Partner. Dagegen sind die Vogelarten, die das ganze Jahr über am gleichen Ort bleiben, ihrem Partner meist treu. Die dauerhafte Paarbindung erleichtert wahrscheinlich die Entwicklung von kooperativem Verhalten wie das Singen im Duett, berichten die Biologen im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B“.

„Wir vermuten, dass jahreszeitliche Wanderungen die Evolution des Duett-Singens verhindern“, schreiben David Logue von der Universidad de Puerto Rico und Michelle Hall von der University of Melbourne. Möglicherweise gelte dieses Prinzip auch für andere Formen kooperativen Verhaltens. Dieses könne sich nur entwickeln, wenn stabile Umweltbedingungen dauerhafte Paarbeziehungen ermöglichen. Sind die Tiere zu jahreszeitlichen Wanderungen gezwungen, ist die Dauer einer Partnerschaft zwischen Männchen und Weibchen meist auf die Brutzeit beschränkt. Eine darüber hinaus weiter bestehende Kooperation wäre dann vielleicht nicht mehr vorteilhaft.

Die Forscher dokumentierten das Vorkommen des Duett-Singens bei 372 zufällig ausgewählten Arten von Singvögeln aus unterschiedlichen Regionen der Welt. Aus veröffentlichten Daten der vogelkundlichen Literatur ermittelten sie für jede Spezies Angaben über die Art des Gesangs, den Vogelzug, den Breitengrad des Brutgebietes und die Gefiederfärbung beider Geschlechter. Beim Duettgesang wie auch beim Chorgesang löst der Ruf eines Vogels Lautäußerungen des Brutpartners oder anderer Artgenossen aus. Dies gilt als kooperatives Verhalten, wenn dadurch ein Revier markiert wird. Singt allein das Männchen, dient der Gesang sowohl der Brautwerbung als auch der Reviermarkierung.

Das Singen im Duett oder Chor kam bei 15,6 Prozent der untersuchten Arten vor – ein Wert, der deutlich über den bisherigen Schätzungen liegt. Zu den Familien mit mindestens zwei im Duett singenden Arten zählten unter anderem die Honigesser, Ammern und Zaunkönige. Trotz unvollständiger Informationen für einige Spezies lieferte die statistische Auswertung einen eindeutigen Zusammenhang: Zugvögel singen in der Regel nicht im Duett. Einzige Ausnahme war die nordamerikanische Scharlachtangare (Piranga olivacea). Die bereits bekannte Beziehung zwischen Duettgesang und Breitengrad des Brutgebiets können die Forscher nun damit erklären, dass tropische Vögel standorttreu bleiben, während Vögel der gemäßigten Zonen oft Zugvögel sind. Eine Beziehung zwischen einer unterschiedlichen Gefiederfärbung der Geschlechter und dem Paargesang war nicht erkennbar.

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