Wurmkur mit Rauschmittel

Die Menschen vom Volk der Aka würden Cannabis nicht als Medizin betrachten, sondern unbewusst dazu nutzen, um Parasiten abzuwehren, sagt Edward Hagen von der Washington State University in Vancouver. Seine Forschergruppe befragte 379 und damit nahezu alle erwachsenen und jugendlichen Mitglieder der Aka-Pygmäen, die im Kongobecken Zentralafrikas noch eine weitgehend traditionelle Lebensweise führen. Von den männlichen Probanden bezeichneten sich 71 Prozent als Cannabisraucher. Bei den Frauen waren es nur 6 Prozent. Analysen von Urinproben bei einer Stichprobe von 62 Männern bestätigten deren Angaben: In 68 Prozent der Fälle ließen sich größere Mengen eines Stoffwechselprodukts der im Rauschmittel enthaltenen Cannabinoide nachweisen. Bei etwa 95 Prozent der Testpersonen wurden durch Stuhluntersuchungen eine oder mehrere Arten parasitischer Würmer identifiziert. Diese Infektionsrate erwies sich als umso geringer, je höher der durch die Urinanalyse ermittelte Drogenkonsum war. Diejenigen, die ein Jahr zuvor mit dem Medikament Albendazol gegen Wurmparasiten behandelt worden waren, hatten sich mit umso geringerer Wahrscheinlichkeit erneut infiziert, je mehr Cannabis sie geraucht hatten.
Aka-Frauen – wie auch Frauen anderer Naturvölker – konsumieren nach Ansicht der Anthropologen wohl deshalb generell weniger pflanzliche Drogen, um während der Schwangerschaft ihre Kinder vor Gesundheitsschäden zu schützen. Es sei bekannt, so die Forscher, dass Kaffee, Tee, Tabak, Cannabis und Betelnüsse Bestandteile enthalten, die für Würmer toxisch sind. Weltweit betrachtet sei die gesundheitliche Belastung durch Wurminfektionen größer als die durch Malaria und Tuberkulose. Daher könnten Menschen die Gewohnheit, solche Pflanzen zu konsumieren, unbewusst entwickelt haben, da sich dadurch Parasiten bekämpfen lassen – so wie es auch einige Tiere tun, wenn sie gelegentlich Pflanzen fressen, die eigentlich bitter schmecken und giftig sind.