Vögel auf Trüffeljagd

In den Wäldern Südamerikas spüren Vögel Pilzknollen im Boden auf, die sie als Nahrung nutzen und deren Sporen sie weiterverbreiten
Trüffel von Cystangium balpineum
Trüffel von Cystangium balpineum
© Neale L. Bougher, Creative Commons CC0 1.0, https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.en
Gainesville (USA) - Pilze mit oberirdischen Fruchtkörpern wie Champignons oder Boviste können ihre Sporen einfach in die Luft freisetzen. Dagegen bilden andere Pilze wie die Trüffel unterirdische Knollen und sind zur Verbreitung ihrer Sporen auf Tiere angewiesen. Bisher dachte man, nur Schweine und andere Säugetiere würden Trüffelpilze fressen und so deren Sporen mit dem Kot verbreiten. Doch jetzt haben US-amerikanische Biologen entdeckt, dass sich bestimmte südamerikanische Sperlingsvögel unter anderem von solchen Pilzknollen ernähren und keimfähige Sporen ausscheiden. Da das Myzel dieser Pilze durch eine Symbiose mit Pflanzenwurzeln die Nährstoffversorgung von Bäumen verbessert, tragen die pilzfressenden Vögel indirekt auch zur Gesundheit der Wälder bei.

„Wir konnten zeigen, dass zwei Vogelarten Pilze als Nahrungsquelle nutzen und dass diese Symbiose zwischen Pilz und Tier in Patagonien verbreitet und von ökologischer Bedeutung ist“, schreiben die Wissenschaftler um Matthew Smith von der University of Florida in Gainesville. Während eines Forschungsaufenthalts in Patagonien hatten die Biologen Schwarzkehl- und Weißkehltapaculos (Pteroptochos tarnii und Scelorchilus rubecula) – zwei dort verbreitet vorkommende Arten von Sperlingsvögeln – bei der Nahrungssuche auf dem Waldboden beobachtet. Die Tiere ernährten sich offenbar nicht nur von Würmern, Insekten, Samen und Früchten, sondern auch von Trüffelpilzen. Allgemein zählen dazu neben den begehrten Speisepilzen der Gattung Tuber zahlreiche Arten ganz verschiedener Pilze, die ebenfalls unterirdische Knollen als Fruchtkörper bilden, in denen sich die Sporen entwickeln.

Um die ungewöhnliche Ernährungsweise der Tapaculos eindeutig zu dokumentieren, sammelten die Forscher 169 Kotproben der Vögel. Tatsächlich konnten sie in etwa 40 Prozent der ausgewerteten Proben DNA verschiedener Trüffelarten nachweisen. Die Analyse durch eine spezielle Technik der Fluoreszenzmikroskopie machte die Pilzsporen direkt sichtbar und ergab zudem, dass mindestens die Hälfte dieser Sporen noch keimfähig war. Offenbar suchen die Vögel aktiv nach Pilzknollen im Boden und verbreiten dann durch ihre Ausscheidungen die Sporen über ein größeres Gebiet. Im Waldboden bildet das aus den Trüffelsporen entstehende fädige Myzel einen engen Kontakt mit den Baumwurzeln, die so genannte Mykorrhiza. In dieser Symbiose liefert der Pilz dem Baum Mineralstoffe und Wasser im Austausch gegen Zucker.

Noch ist nicht geklärt, wie die Vögel die im Boden verborgenen Pilzknollen finden. In Nordamerika und Europa helfen Schweine und trainierte Hunde dabei, kulinarisch genutzte Trüffel aufgrund von Geruchsstoffen des Pilzes aufzuspüren. Für die südamerikanischen Vögel könnten dabei optische Signale zumindest zusätzlich von Bedeutung sein: Einige Trüffelarten wie Cystangium nothofagi reflektieren UV-Licht und könnten dadurch leichter entdeckt werden. Andere der dort vorkommenden Trüffelpilze wie Hallingea purpurea bilden kaum Geruchsstoffe, die Knollen ähneln aber in Form und Farbe Beeren, die den Vögeln ebenfalls als Nahrung dienen. Möglicherweise hat sich im Lauf der Evolution das Aussehen von Trüffeln in dieser Region so verändert, dass Vögel die Knollen besser als Nahrungsquelle erkennen und nutzen können. Die Autoren schließen nicht aus, dass auch in anderen Ökosystemen Vögel auf gleiche Weise zur Verbreitung von Pilzen beitragen könnten.

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