Unterschätztes Extremwetter

In Zukunft drohen häufiger Hitze und Starkregen als bisher angenommen
Anzahl der Starkniederschlagsereignisse in Deutschland.
Anzahl der Starkniederschlagsereignisse in Deutschland.
© DWD
Stanford (USA)/Darmstadt - Trotz historischer Wetterdaten und ausgeklügelter Klimamodelle ist die Vorhersage von zukünftigen Wetterextremen ausgesprochen schwierig. Doch zumindest für Hitzewellen und Starkregen müsse im Zuge des Klimawandels mit einer Zunahme gerechnet werden. Die Wahrscheinlichkeit beider Wetterextreme sei auf der Grundlage historischer Wetterdaten bisher drastisch unterschätzt worden, berichtet nun Klimaforscher Noah S. Diffenbaugh von der Stanford University in der Fachzeitschrift „Science Advances“. Seine Aussage beruht auf detaillierten Vergleichen von älteren Vorhersagen mit tatsächlich eingetretenen Wetterextremen.

„Als ich auf die Ergebnisse schaute, hatte ich das bedrückende Gefühl, dass unsere bisherige Analysemethode für Wetterextreme komplett falsch war“, sagt Diffenbaugh. Dazu betrachtete er die tatsächlich aufgetretenen Wetterextreme zwischen den Jahren 2006 und 2017. Diese Daten verglich er mit seinen Vorhersagen für diesen Zeitraum, die er auf Wetteraufzeichnungen aus den Jahren 1961 bis 2005 aufgebaut hatte. Das Ergebnis: Sowohl die Vorhersagen für extreme Hitzetage in Europa und Ostasien als auch für Starkregen in den gleichen Regionen und den USA lagen nur bei der Hälfte der tatsächlichen Wetterextreme. Weniger groß waren die Abweichungen nur für extrem trockene Wetterlagen. Insgesamt wurde jedoch die Wahrscheinlichkeit für Wetterextreme auf der Basis älterer Wetterdaten deutlich unterschätzt.

Die Ursache für diese Fehleinschätzung sieht Diffenbaugh in dem bereits starken Einfluss des laufenden Klimawandels und auch in der relativ geringen Anzahl der extremen Wetterereignisse. Für zukünftige Extremwetter-Prognosen greift daher die bisher etablierte Analyse der Vergangenheit schlicht zu kurz. Vielmehr müssten zusätzlich Klimamodelle stärker für verlässlichere Prognosen berücksichtigt werden. Nur dann könnten Landplaner, Politiker und Versicherungsgesellschaften das Klimarisiko etwa von Bauvorhaben oder zur Nutzung von Agrarflächen besser abschätzen.

Völlig unabhängig von dieser aktuellen Studie präsentierte diese Woche der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Klimavorhersage für die kommenden zehn Jahre. In Deutschland könne es im Jahr 2020 in allen deutschen Regionen um ein bis anderthalb Grad wärmer werden als im Mittel des Vergleichszeitraums 1981-2010. Für die Jahre 2025-2029 erwarte die Klimavorhersage gemittelt im westlichen und östlichen Teil Deutschlands sogar anderthalb bis zwei Grad höhere Temperaturen. Berechnungen des Niederschlags der kommenden zehn Jahre deuten an, dass zum Beispiel im Jahr 2020 hierzulande mit durchschnittlichen Niederschlägen gerechnet werden kann, der Fünfjahreszeitraum 2020-2024 aber wohl zu trocken ausfällt. „Unser Wetter und Klima wird extremer – weltweit, in Europa und hierzulande“, fasst Gerhard Adrian, Präsident der Weltorganisation für Meteorologie und des DWD, zusammen.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg