Trockene Luft schwächt Abwehr von Grippeviren

Geringe Luftfeuchtigkeit verhindert die Aktivierung von Genen, die Abwehrreaktionen des angeborenen Immunsystems auslösen, und beeinträchtigt die Schutzfunktion der Schleimhaut in den oberen Atemwegen
Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von Influenza-A-Viren vom Typ H1N1 (digital koloriert)
Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von Influenza-A-Viren vom Typ H1N1 (digital koloriert)
© National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) / gemeinfrei
New Haven (USA) - Bei geringer Luftfeuchtigkeit und winterlichen Temperaturen bleiben Grippeviren in der Luft länger infektiös, so dass das Ansteckungsrisiko steigt. Zusätzlich erschwert die trockene Atemluft auch noch die Abwehr der Erreger, wie amerikanische Mediziner jetzt herausgefunden haben. In Experimenten mit Mäusen machte allein ein geringer Wassergehalt der Luft die Tiere anfälliger für einen schweren Infektionsverlauf. Die trockene Luft beeinträchtigte das angeborene Immunsystem und die Abwehrfunktion der Schleimhäute in den oberen Atemwegen, so dass sich die Viren schneller im Körper ausbreiten und vermehren konnten. Verantwortlich dafür sei auch die ungenügende Aktivierung bestimmter Gene durch Interferone, berichten die Forscher in den „Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)“. Eine ausreichende Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen könnte demnach die Wahrscheinlichkeit einer Infektion während der winterlichen Grippesaison verringern.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit eine hilfreiche Strategie sein könnte, um Krankheitssymptome von Grippepatienten zu verringern und die Genesung zu beschleunigen“, schreiben die Wissenschaftler um Akiko Iwasaki von der Yale University in New Haven. Die Forscher hielten zwei Gruppen von Mäusen vier bis fünf Tage lang bei 20 Grad Celsius in getrennten Räumen mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 10 bis 20 beziehungsweise 50 Prozent. Dann infizierten sie alle Tiere mit einem hochvirulenten Stamm von Influenza-A-Viren. Die Dosis war so gewählt, dass innerhalb von sieben Tagen etwa die Hälfte der Mäuse bei der höheren Luftfeuchtigkeit starb.

Die Tiere in den trockeneren Räumen zeigten stärkere Krankheitssymptome und eine höhere Sterberate. Bei ihnen waren die Flimmerzellen der oberen Atemwege, die das Eindringen von Mikroben und anderen Fremdkörpern verhindern sollen, in der Beweglichkeit ihrer Flimmerhärchen eingeschränkt. Außerdem wurden die bei der Virusinfektion verursachten Schäden der Schleimhaut weniger effektiv repariert. Auch Reaktionen des angeborenen Immunsystems zur Virenabwehr waren schwächer als bei Tieren, die sich im Raum mit der höheren Luftfeuchtigkeit aufgehalten hatten. Zudem hemmte die trockene Atemluft die Aktivierung zahlreicher Gene, die bei der Immunabwehr eine Rolle spielen und normalerweise durch Botenstoffe aus der Gruppe der Interferone eingeschaltet werden. Durch welchen biochemischen Mechanismus eine zu geringe Luftfeuchtigkeit das Immunsystem so gravierend schwächt, ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Die Autoren halten es für möglich, dass das Einatmen trockener Luft Stressreaktionen auslöst, die die Funktion der Interferone bei der Virenabwehr stören.

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