Grippe: Frühere Impfungen verstärken den Schutz

Mindestens eine Grippeimpfung in früheren Jahren zusätzlich zur aktuellen schützt ältere Menschen vor einem schweren Krankheitsverlauf
Jährlich wiederholte Grippeimpfungen mildern den Krankheitsverlauf, wenn es doch zu einer Infektion kommt.
Jährlich wiederholte Grippeimpfungen mildern den Krankheitsverlauf, wenn es doch zu einer Infektion kommt.
© huntlh / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Pamplona (Spanien) - Einerseits wird gerade älteren Menschen die jährliche, an das aktuelle Erregerspektrum angepasste Grippeimpfung empfohlen. Andererseits ist es fraglich, wie wirksam der Impfschutz bei dieser Personengruppe mit altersbedingt geschwächtem Immunsystem überhaupt ist. Jetzt haben spanische Mediziner nachgewiesen, dass regelmäßige Impfungen zumindest den Schweregrad des Krankheitsverlaufs bei älteren Menschen deutlich abmildern können. Eine einzelne Impfung dagegen hatte diesen Schutzeffekt nicht, berichten die Forscher im Fachblatt „Canadian Medical Association Journal“. “. Offenbar summiert sich die positive Wirkung jährlicher Impfungen auf die Schwere der Erkrankung.

„Die wiederholte Grippeimpfung verhinderte sehr effektiv schwere und tödlich verlaufende Infektionen durch Influenzaviren bei älteren Menschen“, schreiben die Forscher um Jesús Castilla vom Instituto de Salud Pública de Navarra in Pamplona. Im höheren Alter lässt die Funktion des Immunsystems nach, so dass auch Impfungen weniger wirksam sind als in jüngeren Jahren. Die neue Studie untersuchte, wie sich die Zahl der bisher erhaltenen Grippeimpfungen auf Impfschutz und Krankheitsverlauf bei älteren Menschen auswirkt.

Die Forscher erfassten Daten von Menschen, die mindestens 65 Jahre alt waren und während der Grippesaison 2013/14 oder 2014/15 wegen Grippeverdacht in eines von 20 spanischen Krankenhäusern eingeliefert wurden. Bei 728 Patienten diagnostizierten die Ärzte eine Infektion durch Influenzaviren und ermittelten den genauen Erregertyp. Eine Einstufung als „schwere Erkrankung“ erfolgte bei 130 Patienten, weil sie entweder in die Intensivstation verlegt werden mussten oder starben. Alle Probanden gaben an, ob sie in der aktuellen Grippesaison und in den vergangenen drei Jahren eine Grippeimpfung erhalten hatten. Als Kontrollen für den statistischen Vergleich dienten gleichaltrige Patienten desselben Krankenhauses, die aus anderen Gründen stationär behandelt wurden.

Für Patienten, die zusätzlich zur Impfung in der aktuellen Saison mindestens schon einmal in den drei Jahren zuvor geimpft worden waren, verringerte sich das Risiko einer schweren Grippe um 55 Prozent im Vergleich zu gar nicht Geimpften. Für einen milden Krankheitsverlauf war dieser Schutzeffekt nur etwa halb so groß. Eine einzelne Impfung bot keinen Schutz vor einer schweren Grippe. Ungeimpfte Grippepatienten mussten mit deutlich größerer Wahrscheinlichkeit in die Intensivstation verlegt werden und hatten ein höheres Sterberisiko als die anderen.

Der Schutz vor einer Grippeinfektion beruht darauf, dass der geimpfte Mensch schnell Antikörper bildet und so die Viren abwehren kann. Der Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf hat andere Ursachen. Er beruht wahrscheinlich auf einer sogenannten zellulären Immunantwort, die auf spezielle T-Zellen zurückzuführen ist, schreiben die Forscher. Die dadurch erzeugte Immunabwehr richtet sich nicht nur gegen einige wenige Typen von Influenzaviren, sondern erfasst ein breiteres Spektrum der Erreger. Diese Form der Immunreaktion könnte bei älteren Menschen geschädigt sein, so dass sie anfälliger für schwere Krankheitsverläufe werden. Wie die neue Studie zeigt, können wiederholte Impfungen diesen Nachteil verringern. Deshalb profitieren ältere Menschen von regelmäßigen Grippeimpfungen besonders stark.

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