Steigende Temperaturen – sinkender Blutdruck

Große Studie bestätigt engen Zusammenhang zwischen jahreszeitlich schwankenden Lufttemperaturen und Blutdruckwerten – insbesondere bei älteren Menschen
Auch die Außentemperatur beeinflusst die Höhe des Blutdrucks.
Auch die Außentemperatur beeinflusst die Höhe des Blutdrucks.
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Amsterdam (Niederlande) - Steigt die Außentemperatur, dann sinkt der Blutdruck – unabhängig von der Luftfeuchtigkeit. Diesen Zusammenhang bestätigen jetzt niederländische Mediziner durch ihre Ergebnisse der bisher umfangreichsten Studie zu diesem Thema. Die Lufttemperatur wirkte sich auf den systolischen und diastolischen Blutdruck vergleichbar stark aus. Besonders deutlich waren die Effekte im oberen Temperaturbereich und bei älteren Menschen, berichten die Forscher im „Journal of the American Society of Hypertension”. Sie empfehlen, bei Blutdruckmessungen zur Gesundheitskontrolle immer auch die aktuelle Außentemperatur zu berücksichtigen.

„Der Zusammenhang zwischen mittlerer Tagestemperatur und Blutdruck könnte zum Teil erklären, warum das Sterberisiko aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen bei extremen Wetterverhältnissen zunimmt“, schreiben Katja van den Hurk von Sanquin Research in Amsterdam und ihre Kollegen. Sie werteten Daten von 101.377 gesunden Männern und Frauen zwischen 18 und 70 Jahren aus, die innerhalb von zwei Jahren mehrfach Blut gespendet hatten. Dabei wurden jeweils vor der Blutentnahme der Blutdruck sowie Körpergewicht, Hämoglobinwert und Pulsrate gemessen. Ein meteorologisches Institut lieferte Werte für Temperatur und Luftfeuchtigkeit des jeweiligen Tages. Insgesamt waren somit weitaus mehr und zuverlässigere statistisch auswertbare Messdaten verfügbar als in bisherigen Studien dieser Art.

Unabhängig von den anderen gemessenen Faktoren sanken in jeder Altersgruppe die Mittelwerte für den Blutdruck mit ansteigender Außentemperatur. Oberhalb von etwa acht Grad Celsius war dieser Zusammenhang stärker ausgeprägt als bei kühleren Temperaturen. Der Einfluss der Temperatur auf den Blutdruck war bei Menschen über 50 größer als bei jüngeren. So sanken die Werte für den systolischen Blutdruck bei Männern zwischen 18 und 30 Jahren mit steigender Temperatur von durchschnittlich 134 auf 129 mm Hg. Bei Frauen über 60 Jahren nahmen diese Werte von 140 auf 132 mm Hg ab. Pro Anstieg um ein Grad verringerten sich im Schnitt der systolische Blutdruck um 0,18 und der diastolische um 0,11 mm Hg.

Die naheliegende Erklärung für die Ergebnisse ist die, dass sich die Blutgefäße bei Erwärmung der Umgebungsluft zur Regulation der Körpertemperatur erweitern, wodurch der Blutdruck sinkt. Verstärkt wird dieser Effekt möglicherweise, wenn durch den Flüssigkeitsverlust beim Schwitzen das Blutvolumen sinkt. Als Ursache für die stärkere Wirkung bei älteren Menschen vermuten die Forscher eine im Alter geschädigte Regulation von Blutdruck und Gefäßweite. „In zukünftigen Blutdruckstudien sollten die jahreszeitlich unterschiedlichen Außentemperaturen berücksichtigt werden – vor allem bei Älteren“, schreiben die Autoren. Es gebe aber noch weitere Faktoren, die den Blutdruck beeinflussen und in dieser Studie nicht erfasst wurden. Dazu zählen Luftqualität, Innenraumtemperatur und Bekleidung der Testpersonen. Ungeklärt ist zudem, ob sich die Resultate auch auf Menschen übertragen lassen, die weniger gesund sind als es die Blutspender waren.

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