Weltweite Studie: Bluthochdruck oft nicht erkannt und ungenügend behandelt

Auch in Industrieländern sind Diagnose und Therapie der verbreiteten Krankheit sehr verbesserungsbedürftig
Die Kontrolle des Blutdrucks hilft, Herz- und Gefäßkrankheiten zu verhindern.
Die Kontrolle des Blutdrucks hilft, Herz- und Gefäßkrankheiten zu verhindern.
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Hamilton (Kanada) - Viele Menschen wissen nicht, dass sie an Bluthochdruck erkrankt sind. Das bestätigen jetzt die Ergebnisse einer internationalen Studie mit Teilnehmern aus Industrie- und Entwicklungsländern. Mehr als die Hälfte der Testpersonen, die an erhöhtem Blutdruck litten, war sich ihrer Krankheit gar nicht bewusst. Nur bei jedem dritten behandelten Patienten waren die Medikamente auch ausreichend wirksam. Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktor für oft tödlich verlaufende Herz- und Gefäßerkrankungen. Daher sei es dringend nötig, Diagnose und Therapie zu verbessern, schreiben die Forscher im „Journal of the American Medical Association (JAMA)“.

„Für eine effektive Behandlung könnte ein früher Einsatz von Kombinationstherapien erforderlich sein, das heißt die gleichzeitige Einnahme von zwei oder mehr blutdrucksenkenden Medikamenten“, sagt Salim Yusuf von der McMaster University in Hamilton, leitender Wissenschaftler der Studie. Das Forscherteam hatte Daten von 142.000 Menschen im Alter zwischen 35 und 70 Jahren ausgewertet, die in 17 Staaten der Erde lebten. Darunter waren vier Staaten mit geringem, zehn mit mittlerem und drei mit hohem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung – unter anderem Indien, Brasilien, China und Kanada.

Insgesamt litten 40,8 Prozent unter Bluthochdruck, zeigten also unbehandelt Blutdruckwerte von mindestens 140/90 mm Hg. Nur 46,5 Prozent waren sich dieser Tatsache bewusst. Davon wurden zwar 87,5 Prozent behandelt, aber nur bei 32,5 Prozent erreichte der Blutdruck dadurch auch normale Werte. „Blutdrucksenkende Medikamente sind im Allgemeinen nicht teuer und leicht verfügbar“, sagt Yusuf. Trotzdem würden die meisten Patienten nicht ausreichend behandelt. Das sei zwar besonders häufig in Ländern mit geringem Lebensstandard der Fall, komme aber auch nicht selten bei Menschen in anderen Ländern mit mittleren und hohen Einkommen vor.

Unter den Männern war der Prozentsatz an Erkrankten höher als bei Frauen. Frauen waren sich aber häufiger ihrer Krankheit bewusst und ließen sich eher und mit größerem Erfolg behandeln. In den am wenigsten entwickelten Ländern gab es noch weitere Unterschiede: Je höher der Bildungsstand, desto informierter waren die Betroffenen über ihre Krankheit. Und im Vergleich zu Stadtbewohnern litt die Landbevölkerung häufiger unwissentlich an Bluthochdruck und wurde auch nach einer solchen Diagnose seltener erfolgreich behandelt.

In Deutschland und anderen Industrieländern sind Herz- und Gefäßkrankheiten die häufigste Todesursache. Eine frühe Erkennung und bessere Behandlung des Bluthochdrucks würde das Risiko dieser Erkrankungen deutlich verringern.

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