Salz in der Haut reguliert Blutdruck

Immunzellen im Hautgewebe registrieren Ablagerungen von Kochsalz-Ionen und ermöglichen eine Schutzreaktion, die einen Anstieg des Blutdrucks verhindern soll
Die Haut des Menschen ist ein Organ mit vielfältigen Aufgaben.
Die Haut des Menschen ist ein Organ mit vielfältigen Aufgaben.
© Klafubra aus der deutschsprachigen Wikipedia / Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Nashville (USA) - Die Ursache von Bluthochdruck ist in der Mehrzahl der Fälle unbekannt. Forschungen dazu konzentrieren sich auf die Funktion der Nieren, Veränderungen der Blutgefäße und Steuerungsprozesse im Gehirn. Jetzt weisen Tierversuche eines internationalen Forscherteams auf einen ganz anderen Körperteil: die Haut. Die Kontrolle des Gehalts an Natriumionen in diesem Organ könnte eine bisher unterschätzte wichtige Rolle bei der Regulation des Blutdrucks spielen. Auch Menschen können in ihrer Haut Natrium- und Chloridionen speichern, die in Form von Kochsalz mit der Nahrung aufgenommen werden. Das setzt wahrscheinlich bei gesunden Menschen Reaktionen in Gang, die einem Anstieg des Blutdrucks entgegenwirken, schreiben die Wissenschaftler im „Journal of Clinical Investigation“.

Vielleicht sei die Regulation des Spiegels an Mineralstoffen eine zusätzliche Funktion des Immunsystems, erklärt Jens Titze von der Vanderbilt University in Nashville. Diese Aufgabe im Stoffwechsel sei möglicherweise ebenso wichtig wie die Abwehr von Krankheitserregern. Zusammen mit Forschern der Universität Erlangen-Nürnberg und anderen Kollegen hatte er in früheren Arbeiten bereits Hinweise darauf gefunden, dass auch die Haut an der Kontrolle des Blutdrucks beteiligt ist. In den flüssigkeitsgefüllten Räumen zwischen den Hautzellen können sich bei hoher Salzzufuhr vorübergehend Natrium- und Chloridionen ansammeln. Das registrieren bestimmte Immunzellen – eine spezielle Art von Makrophagen –, die daraufhin den Wachstumsfaktor VEGFC freisetzen. Dadurch entstehen zum einen vermehrt Lymphgefäße in der Haut, über die die überschüssigen Ionen abtransportiert werden. Zum anderen erweitern sich die Blutgefäße, so dass der Blutdruck sinkt.

Durch ihre neuen Experimente mit Mäusen bestätigten die Forscher diesen ungewöhnlichen Mechanismus der Blutdruckkontrolle: Als sie die normale Funktion des von den Immunzellen produzierten Wachstumsfaktors blockierten, lösten sie einen verstärkten Anstieg des Blutdrucks bei salzreicher Kost aus. Diese Ergebnisse seien wahrscheinlich für den Menschen ebenfalls relevant und könnten der Entwicklung neuer Therapien dienen. So haben die Forscher nachgewiesen, dass mit zunehmendem Alter und steigendem Blutdruck der Natriumgehalt in Muskeln und Haut von Menschen zunimmt. Eine Studie soll nun prüfen, ob das Ausmaß der Natriumspeicherung in der Haut mit dem Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden ist, da erhöhter Blutdruck die Wahrscheinlichkeit für Herz- und Gefäßerkrankungen vergrößert. Die Wissenschaftler wollen auch untersuchen, ob eine veränderte Ernährung, körperliche Aktivität oder die Behandlung mit bestimmten Medikamenten den Natriumgehalt verringern und den Blutdruck senken kann.

Um das Risiko von Bluthochdruck zu verringern, gilt die generelle Empfehlung, die Salzzufuhr zu drosseln. Insbesondere Fertignahrungsmittel, aber auch Käse und dunkles Brot enthalten viel „verstecktes“ Salz. Allerdings ist der Einfluss des Kochsalzkonsums auf den Blutdruck bei verschiedenen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Die genauen Zusammenhänge sind noch nicht vollständig aufgeklärt.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg