Vor der OP: Niedriger Blutdruck – höheres Risiko
„Ein niedriger Blutdruck vor der Operation ist ein bisher zu wenig beachteter Faktor für das mit der Operation verbundene Sterberisiko“, sagten Robert Sanders von der University of Wisconsin in Madison und seine Kollegen von der University of Nottingham. Mit Hilfe einer britischen Datenbank werteten sie Informationen von 252.278 Patienten aus, die aus verschiedenen Gründen operiert worden waren. Herz-Operationen wurden jedoch nicht berücksichtigt. Dabei prüften die Mediziner, ob sich ein Zusammenhang zwischen der Höhe des Blutdrucks vor der OP und dem Sterberisiko in einem 30-Tage-Zeitraum danach nachweisen ließ. Tatsächlich war dieses Risiko insgesamt bei Patienten mit stark erhöhten oder sehr niedrigen Blutdruckwerten größer als bei denen mit Werten im Normbereich.
Doch wenn die Forscher bei der statistischen Auswertung zusätzlich 29 weitere Risikofaktoren berücksichtigten – darunter Alter, Geschlecht, Medikamenteneinnahme, sonstige Erkrankungen und Risikostufe des chirurgischen Eingriffs – änderte sich das Ergebnis: Ein Zusammenhang mit Bluthochdruck ergab sich dann nicht mehr, bestätigte sich aber für niedrige Blutdruckwerte. Lag der systolische Blutdruck unter 100 mm Hg, stieg die Sterbewahrscheinlichkeit auf das 1,4-Fache. Diastolische Werte unter 40 mm Hg waren sogar mit einem 2,5-fach erhöhten Todesrisiko verbunden. Je weiter die Messwerte unter 100/40 mm Hg lagen, desto größer war das Sterberisiko.
Die Forscher betonen, dass es für Bluthochdruckpatienten nach wie vor wichtig sei, den Blutdruck zu kontrollieren. Das gelte nicht nur vor einer OP, sondern ganz generell aus gesundheitlichen Gründen. Das größere Sterberisiko infolge einer OP hätten aber die Patienten mit zu geringen Blutdruckwerten, einer so genannten Hypotonie. Wie diesen am besten geholfen werden könnte, müssten zukünftige Untersuchungen zeigen. Eine arterielle Hypotonie liegt vor, wenn der systolische Messwert unter 110 oder 100 und der diastolische unter 60 mm Hg liegt.