Rasante und globale Erderwärmung

Erdklima erwärmt sich so schnell wie nie in den letzten 2000 Jahren
Die „Kleine Eiszeit“ von 1300 bis etwa 1850 war keine globale Kaltphase.  Die kälteste 50-Jahresperiode des letzten Jahrtausends trat regional zu unterschiedlichen Zeiten auf.
Die „Kleine Eiszeit“ von 1300 bis etwa 1850 war keine globale Kaltphase. Die kälteste 50-Jahresperiode des letzten Jahrtausends trat regional zu unterschiedlichen Zeiten auf.
© Universität Bern
Bern (Schweiz) - Im Laufe der Geschichte schwankte das Klima auf der Erde immer wieder. Solche Phasen wie die „Kleine Eiszeit“ von 1300 bis 1850 oder die „Mittelalterliche Warmzeit“ von 700 bis 1400 werden von Skeptikern am vom Menschen verursachten Klimawandel allzu gerne als scheinbare Beweise für ihren Zweifel angeführt. Doch nun räumen zwei Studien im Fachblatt „Nature“ mit diesem Missverständnis auf. Eine internationale Forschergruppe konnte auf der Basis von Klimadaten der vergangenen 2000 Jahre belegen, dass die gegenwärtige Klimaerwärmung im Unterschied zu vorindustriellen Klimaschwankungen auf der ganzen Welt gleichzeitig stattfindet. Zudem zeigt sich die Geschwindigkeit der globalen Erwärmung so groß wie nie seit mindestens 2000 Jahren.

Bisher ging man davon aus, dass es sich sowohl bei der „Kleinen Eiszeit“ als auch bei der „Mittelalterlichen Warmzeit“ um weltweite Phänomene handelte. Doch eine internationale Arbeitsgruppe um Raphael Neukom von der Universität Bern kommt bei der Analyse von fünf vorindustriellen Klimaepochen zu einem markant anderem Ergebnis. „Zwar war es während der Kleinen Eiszeit auf der ganzen Welt generell kälter“, sagt Neukom, „aber nicht überall gleichzeitig.“ Die Spitzenzeiten der vorindustriellen Warm- und Kaltzeiten traten vielmehr zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Orten auf.

Für ihre Analyse griffen Neukom und Kollegen auf die Datenbank des internationalen Forschungskonsortiums PAGES – Past Global Changes – zurück. Die darin gesammelten, historischen Klimadaten auf der Basis von Baumringen, Eisbohrkernen, Seesedimenten und Korallen gaben ihnen einen umfassenden Klimaüberblick über die vergangenen 2000 Jahre. Diese Daten werteten die Forscher gleich mit sechs unterschiedlichen statistischen Methoden aus, um sonst mögliche Fehlinterpretationen zu vermeiden. Die regionalen Unterschiede der Klimaschwankungen in vorindustrieller Zeit erklären sie mit zufälligen Schwankungen innerhalb des Klimasystems. Ereignisse wie Vulkanausbrüche oder Schwankungen in der Sonnenaktivität würden sich zwar global auswirken. Doch seien diese Faktoren nicht stark genug gewesen, um über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zeitgleich auf der ganzen Welt für deutlich wärmere oder kältere Temperaturen zu sorgen.

Die aktuelle Warmphase dagegen verläuft erstmals weltweit und gleichzeitig. Zudem ergab die Klimaanalyse, dass die wärmste Phase der vergangenen 2000 Jahre auf über 98 Prozent der Erdoberfläche sehr wahrscheinlich im 20. Jahrhundert liegt. Zudem belegte die umfangreiche statistische Auswertung, dass die gegenwärtige globale Erwärmung signifikant schneller erfolgt als alle anderen Klimaschwankungen seit Christi Geburt. So zeigen auch diese beiden Studien, dass der aktuelle Klimawandel nicht mit zufälligen Schwankungen, sondern durch vom Menschen verursachte Emissionen von Treibhausgasen zu erklären ist. „Unsere Arbeit zeigt, dass Klimamodelle natürliche Schwankungen der globalen Temperaturen sehr gut abbilden können“, sagt Neukom. Das gelte selbst für Zeitskalen von Jahrzehnten, welche für die Projektionen des zukünftigen Klimas und politische Massnahmen hochrelevant seien.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg