Prognose: USA setzen für Jahrzehnte auf eigenes Öl und Gas

Fracking-Förderung der fossilen Energieträger nimmt bis 2020 rapide zu – Parallel werden CO2-Emissionen wieder ansteigen
Schiefergasvorkommen schlummern weltweit in den Böden
Schiefergasvorkommen schlummern weltweit in den Böden
© United States Department of Energy
Washington (USA) - Die Ausbeutung von großen Reserven an Schiefergas und Schieferöl wird in den USA bis zum Jahr 2020 zu einem Boom der fossilen Energieträger führen. Laut der neuesten Prognose im „Annual Energy Outlook 2013“, erstellt von einer Behörde des US-Energieministeriums (DOE), wird das Land schon 2016 zu einem Netto-Exporteur von verflüssigtem Erdgas. Die heimische Ölförderung könnte 2020 mit 7,5 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag ein kurzfristiges Maximum erreichen nach knapp 6 Millionen Barrel Tagesproduktion im vergangenen Jahr. Die hohe Verfügbarkeit an fossilen Energieträgern aus landeseigenen Vorkommen stoppt aber auch den seit 2005 eingesetzten Rückgang der CO2-Emissionen. Bis 2040 geht der Report, dessen vollständige Version für das Frühjahr 2013 erwartet wird, von einer leichten Steigerung für den Energiesektor auf 5,7 Milliarden Tonnen jährlich aus.

Weit von einer Energiewende nach deutschem Vorbild entfernt sind die USA dagegen mit einem nur zaghaften Ausbau der Erneuerbaren Energien. Bis 2040 geht der "Energy Outlook" lediglich von einer langsamen Steigerung der Stromgewinnung aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft auf 16 Prozent aus nach bereits erreichten 13 Prozent im Jahr 2011. Zum Vergleich: Deutschland hat bereits im ersten Halbjahr 25 Prozent seines Strombedarfs mit Erneuerbaren Energien decken können und strebt bis zu 40 Prozent im Jahr 2020 an. Der aktuelle Report macht deutlich, dass Klimaschutz keine Priorität in der amerikanischen Energiepolitik genießt. Dafür werden die USA ihre Abhängigkeit von Energieimporten verringern können. Lag 2011 der landesweite Energieverbrauch noch 19 Prozent über der heimischen Produktion, wird dieser Importanteil 2040 nur noch 9 Prozent ausmachen.

Rückläufig ist zumindest der Treibstoffverbrauch der amerikanischen Autoflotte. Sparsamere Motoren und eine wachsende Verbreitung von gasbetriebenen Fahrzeugen wird bis 2035 den Ölbedarf um etwa eine Millionen Barrel pro Tag auf dann etwa sieben Millionen Barrel sinken lassen. Rechnet man allerdings den Dieselverbrauch einer wachsenden Lastwagenflotte dazu, bleibt der gesamte Treibstoffverbrauch auf dem gleichen Niveau wie heute.

Der zentrale Grund für diese Entwicklung liegt in den riesigen US-Vorkommen an Schiefergas und Schieferöl. Durch die intensiv eingesetzte Fracking-Technik werden die im Tiefengestein gebundenen Energieträger gewonnen. Lautstarke Bürgerproteste gegen das Fracking, das wegen der eingesetzten Chemikalien ein Risiko für die Versorgung mit sauberen Grundwasser darstellt, konnten diesen Trend nicht bremsen. Auch Europa verfügt über große Schiefergasvorkommen. Doch wurde wegen der möglichen Gefahren bisher noch kein Förderprojekt im großen Maßstab in Angriff genommen. In Deutschland warnte vor wenigen Monaten das Umweltbundesamt vor dem Einsatz der Technologie und hält eine Anwendung nur unter sehr strengen Auflagen für vertretbar. Frankreich verzichtet vorerst komplett auf Genehmigungen für Fracking-Projekte und selbst in Polen, wo man mit heimischem Schiefergas von russischen Importen unabhängiger werden will, kamen jüngst ambitionierte Planungen von Förderunternehmen und Investoren ins Stocken.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg