Multivitaminpräparate ohne Nutzen für Herz und Blutgefäße

Wer regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel mit einem Mix aus Vitaminen und Mineralstoffen einnimmt, senkt dadurch das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall nicht
Obst und Gemüse nützen der Gesundheit von Herz und Blutgefäßen, für Multivitaminpräparate ist das nicht erwiesen.
Obst und Gemüse nützen der Gesundheit von Herz und Blutgefäßen, für Multivitaminpräparate ist das nicht erwiesen.
© maja7777 / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Birmingham (USA) - Viele Menschen in Europa und den USA sind davon überzeugt, durch Nahrungsergänzungsmittel zum Erhalt ihrer Gesundheit beizutragen. So soll die Einnahme verschiedener Vitamine und Mineralstoffe die Funktion von Herz und Blutgefäßen erhalten. In einer Metastudie mit Daten von mehr als zwei Millionen Menschen konnten amerikanische Mediziner den Nutzen solcher Präparate nicht bestätigen. Sie fanden keinen Zusammenhang zwischen der Verwendung dieser Nahrungsergänzungsmittel und dem Risiko, an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben oder an Herz- und Gefäßkrankheiten zu erkranken, berichten die Forscher im Fachblatt „Circulation: Cardiovascular Quality and Outcomes“. Wichtiger für die Gesundheit von Herz und Blutgefäßen seien vielmehr eine gesunde Ernährung und regelmäßige sportliche Aktivität.

„Wir haben die wissenschaftliche Beweislage akribisch genau ausgewertet“, sagt Joonseok Kim von der University of Alabama in Birmingham. „Ich hoffe, unsere Studie ermutigt die Menschen dazu, erwiesenermaßen wirksame Methoden zu nutzen, um ihr Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu senken.“ Zu diesen Methoden gehörten, eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Verzicht auf Rauchen, körperliche Aktivität, Kontrolle von Blutdruck und Cholesterinspiegel sowie eine medizinische Behandlung, falls nötig.

Die Forscher nutzten Daten aus 18 bereits veröffentlichten Studien, an denen insgesamt 2.019.862 Menschen im Alter von durchschnittlich 58 Jahren aus Europa, Japan und den USA teilgenommen hatten. Für die Beobachtungszeiträume von 5 bis 19 Jahren ergab sich kein statistischer Zusammenhang zwischen der Einnahme von Multivitamin-Mineralstoff-Präparaten und dem Risiko, an einer Herz- und Gefäßkrankheit generell, einer Erkrankung der Herzkranzgefäße oder einem Schlaganfall zu sterben. Auch nach Altersgruppen, Geschlecht oder Tabakkonsum getrennte Auswertungen lieferten keine Hinweise auf einen derartigen Zusammenhang. In einigen Einzelstudien war die Nutzung der Nahrungsergänzungsmittel mit einem etwas geringeren Risiko für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße verbunden. Als mögliche Erklärung dafür vermuten die Forscher, dass diejenigen, die viel Obst und Gemüse essen, gleichzeitig auch häufiger Multivitaminpräparate einnehmen als die anderen. Die Beziehung könnte dann auf der gesünderen Ernährung anstatt auf der zusätzlichen Vitaminzufuhr beruhen.

Neben dem Vorteil einer sehr großen Teilnehmerzahl liegt ein Nachteil der Metastudie darin, dass es in den meisten Einzelstudien keine Informationen über die Dosis der konsumierten Nahrungsergänzungsmittel gab. Das beeinträchtigt die Hauptaussage der Studie aber nicht. Nahrungsergänzungsmittel seien kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung, wie Eduardo Sanchez von der American Heart Association die Ergebnisse kommentiert. „Für ein gesundes Herz und ein gesundes Leben sollte viel Obst und Gemüse nicht nur die Kalorienaufnahme begrenzen, sondern auch die Zufuhr an gesättigten Fettsäuren, Trans-Fettsäuren, Natrium, Zucker und Cholesterin verringern.“

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