Raucher ernähren sich ungesund

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Energiedichte der Nahrung von Rauchern ein geeigneter Ansatzpunkt für begleitende Maßnahmen während einer Raucherentwöhnung sein könnte“, sagt Jacqueline Vernarelli von der Fairfield University. Die Energiedichte gibt an, wie viele Kalorien ein Gramm eines Lebensmittels enthält. Dieser Wert ist für Obst, Gemüse, Salat oder Reis gering, für Pommes frites, Kuchen oder Weißbrot dagegen deutlich höher. Daher diente den Forschern die in ihrer Studie ermittelte Energiedichte als Maß für die Qualität der Ernährung eines Menschen. Die Wissenschaftler werteten Daten einer repräsentativen Stichprobe von 5293 erwachsenen US-Amerikanern aus, die an einer größeren nationalen Studie teilnahmen. Mittels Fragebögen gaben die Probanden Auskunft über ihren Tabakkonsum und die am Vortag konsumierten Speisen. Das ermöglichte die Berechnung der mittleren Energiedichten für die Nahrung von Rauchern, ehemaligen Rauchern und Nichtrauchern.
Es stellte sich heraus, dass Raucher zwar geringere Mengen an Lebensmitteln aßen, aber wegen des höheren Kaloriengehalts der Speisen pro Tag im Schnitt 200 Kalorien mehr konsumierten als Nichtraucher. Bei Menschen, die täglich rauchten, waren die Energiedichten ihrer Nahrung elf Prozent höher als bei Nichtrauchern. Die Werte von ehemaligen Rauchern und Menschen, die nicht täglich rauchten, lagen dazwischen. Demnach besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Tabakkonsum und der Qualität der Ernährung. Für die statistische Auswertung wurden zusätzliche Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommen und körperliche Aktivität berücksichtigt.
Dass Raucher trotz kalorienreicherer Ernährung ein geringeres Risiko für Fettleibigkeit haben, könnte an der pharmakologischen Wirkung des Nikotins liegen, erklären die Forscher. Wer mit dem Rauchen aufhört, ohne seine Essgewohnheiten zu ändern, könnte also wegen des fehlenden Nikotineffekts zunehmen. Um das zu verhindern, sollte ein Entwöhnungsprogramm mit einer Ernährungsumstellung verbunden werden, empfehlen die Autoren. Das könnte möglicherweise sogar die Erfolgsaussicht einer dauerhaften Entwöhnung steigern. Zudem würde es wohl bei vielen die Bereitschaft vergrößern, mit dem Rauchen aufhören zu wollen, wenn keine Gewichtszunahme zu befürchten wäre. Allerdings erlaubt diese Beobachtungsstudie keine Aussagen darüber, ob eine ursächliche Beziehung zwischen Rauchen und Ernährungsweise vorliegt.
Der Verzicht auf Tabakkonsum bei gleichzeitiger gesünderer Ernährung könnte auch das für Raucher erhöhte Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung verringern – und zwar auf zweierlei Weise: Einerseits bleibt dann die schädigende Wirkung des Tabakrauchs auf die Blutgefäße aus. Andererseits erhöht ein verstärkter Konsum von Obst und Gemüse die Aufnahme von Antioxidantien, die die Gefäße schützen.
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