Morbus Crohn: Pilz verhindert Heilung des Darms

Starke Vermehrung eines Hefepilzes lässt Entzündungen der Darmschleimhaut chronisch werden
In chronisch entzündeten Bereichen der Darmschleimhaut von Morbus-Crohn-Patienten lassen sich Debaryomyces hansenii-Hefen nachweisen, die den Heilungsprozess hemmen.
In chronisch entzündeten Bereichen der Darmschleimhaut von Morbus-Crohn-Patienten lassen sich Debaryomyces hansenii-Hefen nachweisen, die den Heilungsprozess hemmen.
© Cleveland Clinic
St. Louis (USA) - Patienten mit Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa haben eine geschädigte Darmschleimhaut, die aufgrund chronischer Entzündungsprozesse nicht heilen kann. Amerikanische Mediziner haben jetzt untersucht, welche Rolle die gestörte Darmflora dabei spielt. Bei Morbus-Crohn-Patienten konnten sie nachweisen, dass die entzündeten Abschnitte der Darmschleimhaut von der Hefe Debaryomyces hansenii besiedelt waren. Wie Experimente mit Mäusen zeigten, verhindert dieser Pilz, der nicht zur normalen Darmflora gehört, die natürliche Wundheilung. Daraus ergeben sich mehrere neue Möglichkeiten einer Therapie, schreiben die Forscher in „Science“. Diese könnten zum einen direkt auf die Hefe oder auf die von ihr verstärkten Entzündungsreaktionen abzielen. Zum anderen wäre es denkbar, mit einem Mix aus probiotischen Bakterien den Pilz zu verdrängen und die Regeneration zu stimulieren.

„Unsere Arbeit unterstützt die Annahme, dass Debaryomyces hansenii für gesunde Menschen ungefährlich ist, aber für Morbus-Crohn-Patienten problematisch sein könnte“, sagt Thaddeus Stappenbeck von der Washington University School of Medicine in St. Louis. Die Hefe gelange möglicherweise durch den Verzehr von Käse und Fleischprodukten in den Darm. Nur wenn die Darmflora durch eine antibiotische Behandlung geschädigt ist, kann sich der Pilz stark vermehren und vorliegende Entzündungen verstärken, so dass Wunden in der Darmschleimhaut nicht mehr verheilen.

Die Forscher stellten zunächst fest, dass eine verletzte Darmschleimhaut bei Mäusen schlechter heilt, wenn die Tiere mit mehreren Antibiotika behandelt worden waren. In entzündeten Darmabschnitten breiteten sich Hefen aus, die als Debaryomyces hansenii identifiziert wurden. Eine Behandlung mit dem Antimykotikum Amphotericin B verringerte die Keimzahl der Hefen und verbesserte die Regeneration der Darmschleimhaut. Weitere Experimente zeigten, dass nur Debaryomyces hansenii, nicht aber andere Hefen wie Saccharomyces cerevisiae oder Candida-Arten die Wundheilung behinderten.

Bei normal entwickelter Darmflora setzen Bakterien wie Akkermansia muciniphila Stoffwechselprodukte frei, die Regenerationsprozesse unterstützen. Da Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oft mit Antibiotika behandelt werden, sinkt bei ihnen die Zahl gesundheitsfördernder Darmbakterien, was die Wundheilung beeinträchtigt und ein Pilzwachstum erleichtert. In der Darmschleimhaut der meisten untersuchten Morbus-Crohn-Patienten fanden die Mediziner Debaryomyces hansenii-Hefen, aber nur bei jedem zehnten gesunden Probanden. Bei Mäusen verstärkte die Besiedlung entzündeter Darmschleimhaut durch Debaryomyces hansenii-Hefen die Produktion des entzündungsfördernden Botenstoffs CCL5 durch Makrophagen. Konnten genetisch veränderte Tiere dieses Zytokin nicht mehr bilden, war die Wundheilung im Darm nicht gestört. Neue Therapien könnten also darin bestehen, Debaryomyces hansenii zu eliminieren, das Zytokin CCL5 zu blockieren und ausgewählte probiotische Bakterien zu verabreichen. Zusätzlich wären vielleicht Ernährungsempfehlungen hilfreich, damit Betroffene keine Debaryomyces hansenii-Hefen aufnehmen.

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