Mit voller Wucht

Noch in den späten 1960er Jahre büßten Hurrikane beim Übergang vom Meer auf die Landfläche rund Dreiviertel ihrer Intensität während des ersten Tages ein. Zwischen 2015 und 2018 dagegen reduzierte sich die Stärke der Wirbelstürme nur noch um die etwa die Hälfte. Diesen Trend erkannten Lin Li und Pinaki Chakraborty vom Okinawa Institute of Science and Technology bei der Analyse aller Hurrikane im Zeitraum zwischen 1967 und 2018. Parallel stieg die mittlere Oberflächentemperatur im Golf von Mexiko und in der Karibik um etwa ein Grad an. Ist das Wasser wärmer, verdunstet mehr Wasser, erhöht die Energie und damit die Intensität eines Wirbelsturms.
Mit Simulationen am Computer überprüften die Forscher, ob beide Effekte eng zusammenhängen oder nur eine zufällige Korrelation vorlag. Tatsächlich nahm bei höheren Wassertemperaturen die im Wirbelsturm gespeicherte Feuchtigkeit zu. Und je mehr Feuchtigkeit gespeichert war, desto langsamer nahm die Stärke des Wirbelsturms ab. Im Vergleich dazu simulierten die Forscher auch Wirbelstürme ohne eine gespeicherte Feuchtigkeit. Diese Hurrikane schwächten sich unabhängig von der Wassertemperatur beim Landgang deutlich stärker ab.
Diese Studie liefert starke Hinweise, dass Wirbelstürme im Zuge des Klimawandels tatsächlich auch über Land stärker bleiben und länger anhalten. Damit können die Hurrikane weitere Strecken zurücklegen und immer größere Gebiete verwüsten. Li und Chakraborty warnen, dass dadurch auch bisher von Wirbelstürmen verschonte Regionen betroffen wären. Nun stehen weitere Studien an Wirbelstürmen anderer Tropenregionen aus, um zu überprüfen, ob auch dort der gleiche Effekt auftritt.