Mit voller Wucht

Tropische Wirbelstürme schwächen sich wegen der Erderwärmung beim Übergang vom offenen Meer an Land deutlich weniger ab
Simulierter Hurrikan: Je mehr Feuchtigkeit im Wirbelsturm gespeichert ist, desto weiter kann er in das Landesinnere vordringen.
Simulierter Hurrikan: Je mehr Feuchtigkeit im Wirbelsturm gespeichert ist, desto weiter kann er in das Landesinnere vordringen.
© Pavel Puchenkov, Scientific Computing and Data Analysis Section, OIST
Okinawa (Japan) - Trifft ein Hurrikan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde auf die amerikanische Küste, verursacht er enorme Verwüstungen. Dieses Risiko könnte mit zunehmender Erderwärmung sogar noch größer werden. Zu diesem Schluss kommen japanische Klimaforscher, die die Wucht der Wirbelstürme der vergangenen 50 Jahre untersucht haben. Wie sie in der Fachzeitschrift „Nature“ berichten, schwächen sich die Hurrikane beim Übergang auf die Landfläche immer weniger ab. Eine Ursache dafür fanden sie in der erhöhten Oberflächentemperatur des angrenzenden Meeres.

Noch in den späten 1960er Jahre büßten Hurrikane beim Übergang vom Meer auf die Landfläche rund Dreiviertel ihrer Intensität während des ersten Tages ein. Zwischen 2015 und 2018 dagegen reduzierte sich die Stärke der Wirbelstürme nur noch um die etwa die Hälfte. Diesen Trend erkannten Lin Li und Pinaki Chakraborty vom Okinawa Institute of Science and Technology bei der Analyse aller Hurrikane im Zeitraum zwischen 1967 und 2018. Parallel stieg die mittlere Oberflächentemperatur im Golf von Mexiko und in der Karibik um etwa ein Grad an. Ist das Wasser wärmer, verdunstet mehr Wasser, erhöht die Energie und damit die Intensität eines Wirbelsturms.

Mit Simulationen am Computer überprüften die Forscher, ob beide Effekte eng zusammenhängen oder nur eine zufällige Korrelation vorlag. Tatsächlich nahm bei höheren Wassertemperaturen die im Wirbelsturm gespeicherte Feuchtigkeit zu. Und je mehr Feuchtigkeit gespeichert war, desto langsamer nahm die Stärke des Wirbelsturms ab. Im Vergleich dazu simulierten die Forscher auch Wirbelstürme ohne eine gespeicherte Feuchtigkeit. Diese Hurrikane schwächten sich unabhängig von der Wassertemperatur beim Landgang deutlich stärker ab.

Diese Studie liefert starke Hinweise, dass Wirbelstürme im Zuge des Klimawandels tatsächlich auch über Land stärker bleiben und länger anhalten. Damit können die Hurrikane weitere Strecken zurücklegen und immer größere Gebiete verwüsten. Li und Chakraborty warnen, dass dadurch auch bisher von Wirbelstürmen verschonte Regionen betroffen wären. Nun stehen weitere Studien an Wirbelstürmen anderer Tropenregionen aus, um zu überprüfen, ob auch dort der gleiche Effekt auftritt.

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