Mikroplastik in Wolken

Winzige Partikel sammeln Umweltgifte wie Blei oder Quecksilber und können die Wolkenbildung unterstützen
Winzige Plastikpartikel in einer Zahnpasta.
Winzige Plastikpartikel in einer Zahnpasta.
© Dantor, Wiki Commons, CC BY-SA 3.0
Qingdao (China) - Mikroplastik hat viele Quellen von der Fleece-Jacke über Kunststoffverpackungen und Reifenabrieb bis zur Kosmetika. Die winzigen Partikel belasten die Umwelt auf dem gesamten Globus und konnten sogar schon in den Schneeproben der Arktis nachgewiesen werden. Nun analysierte eine chinesische Forschergruppe den Anteil an Mikroplastik in Wolken. Tatsächlich fanden sie so beachtliche Mengen, dass ein Einfluss der Partikel auf die Wolkenbildung selbst nicht ausgeschlossen werden kann. Ihre Ergebnisse, die zu weiteren Studien über die Wechselwirkung von Mikroplastik und Wetter anregen, veröffentlichen sie im Fachblatt „Environmental Science & Technology Letters“.

Yan Wang und seine Arbeitsgruppe an der Shandong University in Qingdao fingen die Feuchtigkeit der Wolken über dem Tài Shān mit einer speziellen Apparatur ein. Der 1545 Meter hohe Berg gilt als der berühmteste von den fünf heiligen Bergen des Daoismus. An zahlreichen Teflon-Fäden setzte sich die in den Wolken enthaltene Feuchtigkeit ab, kondensierte und konnte am unteren Ende der Fäden gesammelt werden. Insgesamt enthielten 24 der 28 gesammelten Proben Mikroplastik. Jeder Liter des Kondensats enthielt im Durchschnitt 463 Plastikpartikel. Das entspricht einem Teilchen Mikroplastik auf etwa fünf Kubikmeter feuchter Luft.

Die meisten Teilchen waren nicht größer als 100 Mikrometer und konnten dadurch leicht durch die Atmosphäre über weite Strecken transportiert werden. Sie bestanden aus einer Vielzahl verschiedener Kunststoffe wie Polyethylenterephthalat (PET), Polypropylen (PP), Polyethylen (PE), Polystyrol (PS) und Polyamid. Mit Wettermodellen rekonstruierten die Forschenden den Ursprung dieser Luftverschmutzung. So gelangte das meiste Mikroplastik aus dicht besiedelten Regionen im Süden Chinas mit den vorherrschenden Winden nach mehreren Tage bis zum Tài Shān.

In weiteren Analysen entdeckten Wang und Kollegen, dass viele Plastikpartikel durch die Verwitterung in den Wolken unter Einfluss von UV-Strahlung eine raue Oberfläche hatten. An dieser Oberfläche konnten sich leichter weitere Umweltgifte wie Blei oder Quecksilber anlagern. Zudem sei es nach Aussage der Forschenden wahrscheinlich, dass Mikroplastik in der Atmosphäre als Kondensationskeime für Tropfen dienen, also direkt die Bildung von Wolken und Niederschlag unterstützen. Diese Funktion des Mikroplastiks könnte einen Einfluss auf Wettervorhersagen und sogar Klimamodelle haben. Doch die Bedeutung dieser Wechselwirkung müsse in weiteren Studien noch genauer untersucht werden.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg