Können Bakterien Darmkrebs begünstigen?

Möglicherweise trägt eine Veränderung der normalen Mikrobenpopulation im Darm zu einem erhöhten Krankheitsrisiko bei
Das kolorektale Karzinom ist die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland.
Das kolorektale Karzinom ist die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland.
© Shutterstock, Bild97431947
New York (USA) - Jeder Mensch verfügt über ein ganz individuelles Spektrum an Darmkeimen. Frühere Untersuchungen lieferten bereits Hinweise darauf, dass bestimmte Arten von Bakterien das Darmkrebsrisiko positiv oder negativ beeinflussen könnten. Eine neue amerikanische Studie bestätigt nun mögliche Zusammenhänge durch konkrete Messungen. Zum einen zeigten die Mikroben bei Darmkrebspatienten eine geringere Artenvielfalt als bei Gesunden. Zum anderen war ein geringeres Krankheitsrisiko mit einem erhöhten Anteil an Zellulose abbauenden Bakterien verbunden. Dagegen könnte eine große Zahl anderer Keime, die Entzündungen auslösen, die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen, berichten die Forscher im „Journal of the National Cancer Institute”.

„Im nächsten Schritt wollen wir untersuchen, welchen Einfluss Ernährung und Lebensweise auf die Bakterien haben, die mit Darmkrebs in Zusammenhang stehen. Das könnte Möglichkeiten eröffnen, diese Krankheit zu verhindern”, sagt Jiyoung Ahn von der New York University School of Medicine. Ihr Forscherteam analysierte die gesamte bakterielle DNA aus Stuhlproben von 47 Darmkrebspatienten und 94 Kontrollpersonen. Daraus ließ sich für jede Probe das vollständige Artenspektrum der Darmkeime ermitteln. Dabei ergab sich für die Gesunden eine höhere Zahl an verschiedenen Keimarten als für die Kranken. Außerdem war bei den gesunden Menschen der Anteil an Clostridien um zehn Prozent größer. Einige Vertreter dieser Keimgruppe bauen Ballaststoffe ab und setzen dabei Buttersäure frei, die eine entzündungshemmende Wirkung hat. Es ist bekannt, dass anhaltende Entzündungen die Entstehung von Krebs begünstigen.

Umgekehrt war in den Proben der Krebspatienten der Gehalt an Fusobakterien um 20 Prozent und der Anteil an Porphyromonas-Arten um 16 Prozent erhöht. Vertreter beider Gruppen von Mikroben sind Erreger von Zahninfektionen und könnten auch bei entzündlichen Erkrankungen des Darms eine Rolle spielen. Eine übermäßige Vermehrung von Fusobakterien oder Porphyromonas-Arten war mit einem 4- bis 5fach größeren Darmkrebsrisiko verbunden. Bei der statistischen Auswertung wurde der Einfluss von Alter, Geschlecht, Körpergewicht und Tabakkonsum berücksichtigt.

Um einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Krebsrisiko nachzuweisen, sind aber weitere – und größere – Studien nötig. Die Beurteilung damit erzielter Ergebnisse wird dadurch erschwert, dass Faktoren wie Ernährung und Körpergewicht einerseits das Spektrum an Darmkeimen beeinflussen, und dass umgekehrt die Zusammensetzung der Darmflora Auswirkungen auf die Nahrungsverwertung hat. Hinzu kommt ein individueller Einfluss der Gene auf die Krebsanfälligkeit. Dennoch wollen die Forscher in weiteren Studien ermitteln, ob es möglich ist, die Darmflora gezielt so zu verändern, dass das Darmkrebsrisiko sinkt.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg