Können Bakterien Darmkrebs begünstigen?

„Im nächsten Schritt wollen wir untersuchen, welchen Einfluss Ernährung und Lebensweise auf die Bakterien haben, die mit Darmkrebs in Zusammenhang stehen. Das könnte Möglichkeiten eröffnen, diese Krankheit zu verhindern”, sagt Jiyoung Ahn von der New York University School of Medicine. Ihr Forscherteam analysierte die gesamte bakterielle DNA aus Stuhlproben von 47 Darmkrebspatienten und 94 Kontrollpersonen. Daraus ließ sich für jede Probe das vollständige Artenspektrum der Darmkeime ermitteln. Dabei ergab sich für die Gesunden eine höhere Zahl an verschiedenen Keimarten als für die Kranken. Außerdem war bei den gesunden Menschen der Anteil an Clostridien um zehn Prozent größer. Einige Vertreter dieser Keimgruppe bauen Ballaststoffe ab und setzen dabei Buttersäure frei, die eine entzündungshemmende Wirkung hat. Es ist bekannt, dass anhaltende Entzündungen die Entstehung von Krebs begünstigen.
Umgekehrt war in den Proben der Krebspatienten der Gehalt an Fusobakterien um 20 Prozent und der Anteil an Porphyromonas-Arten um 16 Prozent erhöht. Vertreter beider Gruppen von Mikroben sind Erreger von Zahninfektionen und könnten auch bei entzündlichen Erkrankungen des Darms eine Rolle spielen. Eine übermäßige Vermehrung von Fusobakterien oder Porphyromonas-Arten war mit einem 4- bis 5fach größeren Darmkrebsrisiko verbunden. Bei der statistischen Auswertung wurde der Einfluss von Alter, Geschlecht, Körpergewicht und Tabakkonsum berücksichtigt.
Um einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Krebsrisiko nachzuweisen, sind aber weitere – und größere – Studien nötig. Die Beurteilung damit erzielter Ergebnisse wird dadurch erschwert, dass Faktoren wie Ernährung und Körpergewicht einerseits das Spektrum an Darmkeimen beeinflussen, und dass umgekehrt die Zusammensetzung der Darmflora Auswirkungen auf die Nahrungsverwertung hat. Hinzu kommt ein individueller Einfluss der Gene auf die Krebsanfälligkeit. Dennoch wollen die Forscher in weiteren Studien ermitteln, ob es möglich ist, die Darmflora gezielt so zu verändern, dass das Darmkrebsrisiko sinkt.