Klimastudie: Sommer beginnt zehn Tage früher als vor 50 Jahren

Für ihre Analyse teilten Christophe Cassou und Julien Cattiaux vom Centre National de Recherche Météorologique in Toulouse den Ablauf der Jahreszeiten in Europa vereinfacht in ein Sommer- und ein Winterhalbjahr. Als Maßstab nutzten sie zwei dominierende Wetterlagen: So wird das Wetter in Europa einerseits von westlichen Winden vom Atlantik beeinflusst. Andererseits können ausgeprägte Hochdruckgebiete im Osten Europas diesen Atlantikeinfluss mit feuchter Luft und gemäßigten Temperaturen blockieren. Das führt im Winter zu klaren und kalten Tagen, im Sommer zu trockenen und heißen Perioden. Den Beginn des Sommerhalbjahres definierten sie nun als jenen Zeitpunkt, in dem den kontinentale Einfluss aus dem Osten nicht mehr zu einer Abkühlung führt, sondern West- und Mitteleuropa erstmals erwärmt.
Die Forscher werteten Temperaturdaten aus dem Zeitraum von 1950 bis 2010 aus. Diese Analysen ergänzten sie mit gängigen Klimamodellen und konnten so einen Trend für die zukünftige Entwicklung bis zum Ende des Jahrhunderts identifizieren. Die Messdaten belegten, dass der meteorologisch definierte Sommerbeginn in den 1960er Jahren noch um den 12. April lag. In den vergangenen zehn Jahren begann der wärmende Einfluss aus dem Osten immer zwischen dem 1. und 5. April und damit im Durchschnitt etwa zehn Tage früher. Verantwortlich dafür sei das immer früher einsetzende Abschmelzen der kühlenden Schneedecke in Osteuropa.
Die Analyse zeigte weiterhin, dass natürliche Klimaschwankungen dieses Phänomen kaum erklären konnten. So erkennen Cassou und Cattiaux eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass der immer frühere Beginn des Sommerhalbjahres eine Folge der ansteigenden CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre, also wesentlich vom Menschen verursacht ist. Mit der Annahme, dass erst zum Ende des Jahrhunderts die globalen CO2-Emissionen sinken werden, könnte der Beginn des Sommerhalbjahres bis 2100 sogar bis auf den 25. März - 20 Tage früher als in den 1960er Jahren – vorrücken.