Kaum schwerer als Luft: Extrem leichte Graphen-Blöcke für biegsame Stromspeicher und Leichtbau-Konstruktionen
„Diese dreidimensionalen Strukturen könnten viele Anwendungen ermöglichen, die mit einzelnen Graphenschichten nicht möglich wären“, sagt Dan Li von der Monash University in Clayton. Dazu zählt er beispielsweise elastisch verformbare Akkus, hitzeresistente Baumaterialien, langlebige Stoßdämpfer oder extrem leichte und zugleich stabile Hüllen für Autos und Flugzeuge. Zusammen mit seinen Kollegen schuf er über einen mehrstufigen Prozess wenige Zentimeter kleine Graphen-Blöcke. Die Forscher heizten die in einer Lösung verteilte Graphenoxid-Schichten erst auf, unterzogen die Masse dann einer Schockfrostung und ließen sie nach dem Auftauen wieder trocknen. Dabei lagerten sich die hauchdünnen Schichten nach und nach zu komplexen dreidimensionalen Strukturen zusammen und gaben die ursprünglich angedockten Sauerstoff-Atome ab.
Unter dem Mikroskop erkannten Li und Kollegen, dass sich aus den Graphen-Schichten in ihrem Testblock eine wabenfärmigen Struktur gebildet hatte, vergleichbar mit dem innen Aufbau von Kork. Mit einer Dichte von gerade einmal fünf Mikrogramm pro Kubikzentimeter war das neue Material allerdings hundertmal leichter als das natürliche Vorbild. So wenig wiegen bisher nur spezielle Aerogele, die aber bei weitem nicht so stabil sind wie die neuen Graphenblöcke. Belastungsversuche belegten die hohe Festigkeit. Zudem ließen sich die Proben flexibel zusammendrücken und dehnten sich ohne Drucklast rasch wieder zu fast ihrer ursprünglichen Größe aus.
Diese sogenannte Graphen-Elastomere vereinen ein extrem geringes Gewicht mit hoher Festigkeit, Flexibilität und elektrischer Leitfähigkeit wie kein anderer bisher bekannter Werkstoff. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass auf der Grundlage dieser australischen Versuche nun Prototypen für Stoßdämpfer, Akkuelektroden oder gar medizinische Prothesen entstehen könnten. Zuvor muss das Verfahren allerdings für die Synthese größerer Graphen-Blöcke weiterentwickelt werden.
Dreidimensionale Graphen-Elastomeren vergrößern das schon heute weite Feld möglicher Anwendungen für die hauchdünnen Kohlenstoffschichten. Dabei wurden sie erst 2004 von dem in Russland geborenen Niederländer Andre Geim und dem russisch-britischen Staatsbürger Konstantin Novoselov entdeckt, die dafür beide 2010 den Nobelpreis für Physik erhielten. Seitdem stürzten sich zahlreiche Forschergruppen weltweit auf diese Form des Kohlenstoffs und konnten deren Tauglichkeit für Computerchips, Molekularfilter, Display- und Akkuelektroden, reißfeste Garne oder gar für Minilabore zur Entschlüsselung des Erbguts bereits unter Beweis stellen.