Reißfestes Supergarn aus Kohlenstoff-Flocken

Große Stabilität und elektrische Leitfähigkeit ermöglichen leichtere Drähte, stromleitende Textilien und flexible Schaltkreise
Aufgespultes Garn aus Graphenfasern
Aufgespultes Garn aus Graphenfasern
© Chao Gao, Zhejiang University
Hangzhou (China) - Reißfest, leitfähig und widerstandfähig gegen Chemikalien: Diese Eigenschaften vereint ein neuartiges Garn, das chinesische Forscher aus hauchdünnen Kohlenstoffschichten, Graphen genannt, gesponnen haben. Über ein relativ einfaches, nasschemisches Verfahren gelang es, Graphen-Fäden von einigen Metern Länge zu produzieren. Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Advanced Materials“ berichten, könnten damit leichtere Drähte, stromleitende Textilien oder auch elektromagnetische Felder abschirmende Stoffe sowie biegsame Schaltkreise entwickelt werden.

„Dieser neue Ansatz für Kohlenstofffasern beginnt mit Graphit, einem günstigen und gut verfügbaren Material“, erklärt Chao Gao vom Department of Polymer Science and Engineering an der Zhejiang University in Hangzhou. Aus Graphit, das sich auch in Bleistiftminen befindet, trennten sie mit einem Lösungsmittel einzelne hauchdünne Flocken aus Graphenoxid ab. Dieses Gemisch leiteten sie darauf durch eine feine Düse in wässrige Lösungen aus Kaliumhydroxid, Kupfersulfat oder Kalziumchlorid. Dabei lagerten sich die Graphenflocken zu einer kompakten Faser zusammen. Getrocknet und auf eine Rolle gespult, entstand so ein Graphenfaden von einigen Metern Länge und der Dicke von Nähgarn.

Besonders die Zusammenlagerung in der Kalziumchlorid-Lösung zeigte sich als gut geeignet, um sowohl eine hohe Festigkeit als auch eine große elektrische Leitfähigkeit zu erhalten. Verantwortlich dafür machten die Forscher die vernetzende Wirkung der Kalzium-Ionen. Mit etwa 500 Megapascal Zugfestigkeit erreichte ihr Graphengarn eine Stabilität vergleichbar mit Stahl. Die elektrische Leitfähigkeit reicht mit gut 40.000 Siemens pro Meter zwar nicht an Metalle wie Kupfer heran, reicht jedoch für gute elektrische Kontakte vollkommen aus.

„Diese Fasern könnten für viele Zwecke von multifunktionalen Textilien, elektrische Felder abschirmende Kleidung oder chemisch resistenten Kabeln angewendet werden“, sagt Chao Gao. In weiteren Versuchen will er mit seiner Arbeitsgruppe vor allem die Zugfestigkeit noch weiter auf bis zu 10.000 Megapascal erhöhen. Damit stünde eine Faser zur Verfügung, die - zu dicken Seilen versponnen - schwere Stahlstreben ersetzen könnte. Wegen des geringen Eigengewichts wären damit leichtere Aufzugseile oder elegante, architektonische Konstruktionen möglich.

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