Hunde setzen mehr auf Farben als gedacht

Zwar besitzen die Tiere kein besonders gutes Farbsehvermögen, doch nutzen sie eher Farbsignale als Helligkeitsinformationen
Ein roter Ball im grünen Gras würde sich für Hunde farblich kaum abheben.
Ein roter Ball im grünen Gras würde sich für Hunde farblich kaum abheben.
© C. Dick-Pfaff
Moskau (Russland) - Obwohl Hunde kein derart ausgeprägtes Farbsehvermögen wie der Mensch besitzen, verlassen sie sich doch stark auf Farbinformationen. Stehen ihnen sowohl Farb- als auch Helligkeitssignale zur Verfügung, nutzen sie primär die Farbe, um eine Aufgabe korrekt zu bewältigen. Das haben russische Biologen in Verhaltensversuchen beobachtet, wie sie im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences“ berichten.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass unter natürlichen Beleuchtungsbedingungen Farbinformationen überlegen sein könnten“, schreiben Anna Kasparson von der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau und ihre Kollegen. Das gelte auch für Tiere, die nur zwei Arten von Photorezeptoren besitzen, die in unterschiedlichen Spektralbereichen empfindlich sind. Hunde sind sogenannte Dichromaten. In ihrer Netzhaut gibt es – wie bei den meisten Säugetieren – lediglich zwei Typen von Zapfen, die in unterschiedlichen Farbbereichen des sichtbaren Lichts ihre maximale Empfindlichkeit haben – bei 429 Nanometern (im Blauviolettbereich) und bei 555 Nanometern (im Gelbgrünbereich). Ihr Farbensehen ist damit ein recht eingeschränktes, etwa vergleichbar mit dem eines Rot-Grün-Blinden.

Zum Vergleich: Der Mensch hat für gewöhnlich drei Zapfentypen, was ihn zu einem Trichromaten macht, verfügt somit über ein besseres Farbensehen. Er ist im Gegensatz zu Dichromaten dazu in der Lage, auch Rot und Grün voneinander zu unterscheiden. Andere Tiere wie viele Fische, viele Vögel oder auch viele Schildkröten sind sogar Tetrachromaten, besitzen also vier unterschiedliche Zapfentypen, von denen einer im UV-Bereich arbeitet.

Bisher war gängige Annahme, dass Hunde Farben eher wenig Bedeutung zumessen und sich beim Sehen eher an anderen Merkmalen wie etwa Helligkeitsunterschieden orientieren. Zwar gab es Hinweise darauf, dass Farben durchaus eine Rolle für die Tiere spielen können. In welchem Ausmaß dies der Fall ist, wurde aber wohl eher unterschätzt, wie die vorliegende Studie nahelegt.

In ihren Experimenten arbeiteten Kasparson und ihre Kollegen mit acht Hunden. Sie brachten den Tieren bei, anhand von Farbtafeln unter zwei Futterboxen diejenige zu erkennen, die sie mit der Schnauze oder der Pfote öffnen konnten. So gelangten sie an eine Belohnung in Form eines Fleischhappens. Die Tafeln unterschieden sich dabei in zwei Merkmalen in jeweils zwei Ausprägungen: in Farbton (gelb oder blau) und Helligkeit (hell oder dunkel). Im eigentlichen Experiment veränderten die Forscher dann die beiden Merkmale – so wurde beispielsweise dunkelgelb zu hellgelb und hellblau zu dunkelblau. Dann analysierten sie, welches der beiden Signale die Hunde nutzten, um den richtigen Behälter zu finden – Farbe oder Helligkeit. Es stellte sich heraus: Alle Hunde bevorzugten es, sich an der Farbe zu orientieren und nicht an der Helligkeit. Die Hälfte nutzte sogar ausschließlich die Farbinformation für die Entscheidung zwischen den beiden Futterboxen.

Bei Farben, die sich für die Tiere weniger unterscheiden, wie etwa rot und grün, könnten Hunde allerdings ihre Priorität verschieben, halten Kasparson und ihre Kollegen für möglich. Ihre Ergebnisse zeigten aber, dass Farbe auch für diejenigen Tiere eine grundlegende Rolle spielen kann, die lediglich die minimale Ausstattung mit Photorezeptoren besitzen, die eine Vorraussetzung für Farbensehen ist.

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