Herzinfarktrisiko schwankt je nach Wetterlage

„Ob bestimmte Wetterverhältnisse einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts haben, ist von großem klinischen Interesse, wenn es darum geht, vorbeugende Schutzmaßnahmen zu entwickeln“, schreiben die Mediziner um David Erlinge von der Lund University. Frühere Untersuchungen hätten bereits gezeigt, dass die Häufigkeit tödlicher Herzinfarkte im Winter zunimmt und das Risiko bei sinkenden Temperaturen steigt. In ihrer neuen Studie berücksichtigten die Forscher zusätzlich die mögliche Bedeutung weiterer Wetterfaktoren. Dazu nutzten sie Daten von Wetterstationen aus allen Landesteilen Schwedens, darunter auch Angaben über Luftdruck, Windgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit, Niederschlagsmenge und Sonnenscheindauer. Ausgewertet wurden Daten von 274.000 Patienten im Alter von durchschnittlich 72 Jahren, die in einem Zeitraum von 16 Jahren einen Herzinfarkt erlitten hatten und in die Notaufnahme einer Klinik eingeliefert worden waren.
Von allen in den Städten der jeweiligen Kliniken registrierten Wettermerkmalen zeigte die Lufttemperatur den engsten statistischen Zusammenhang mit dem Infarktrisiko. Beim Absinken der Temperatur um 7,4 Grad stieg das Risiko um 2,8 Prozent. Nur für die Bewohner der nördlichsten Regionen Schwedens ergab sich kein solcher Zusammenhang. Das könne auf Anpassungen des Organismus‘ an ein generell kälteres Klima beruhen, vermuten die Autoren. Ebenfalls relevant, aber von geringerer Bedeutung, waren fallender Luftdruck, zunehmende Windgeschwindigkeit und kürzere Sonnenscheindauer.
Als wahrscheinlichste Erklärung für einen möglichen negativen Einfluss kalten Wetters gilt eine Verengung der Herzkranzgefäße bei Kälte. Dadurch könnten Ablagerungen, die sich von den Wänden der Arterien ablösen, leichter einen Gefäßverschluss verursachen. Zudem könnte es eine Rolle spielen, dass bei kalter Witterung häufiger Grippe und andere Infektionen der Atemwege auftreten, wodurch sich die Gefahr eines Herzinfarkts erhöht. Weitere mögliche Einflussfaktoren wären geringere körperliche Aktivität, veränderte Ernährung, ein absinkender Vitamin D-Spiegel und depressive Störungen in den Wintermonaten.