Feuchte Böden – mehr Regen?
„Wir konnten den Einfluss der Bodenfeuchte auf die Niederschlagswahrscheinlichkeit isolieren“, sagt Samuel Tuttle von der Boston University. Mit seinem Kollegen Guido Salvucci nutzte er Satellitenmessungen, die die Bodenfeuchte über dem nordamerikanischen Kontinent mit hoher räumlicher Auflösung im Jahresverlauf zeigten. Als zweite Datenquelle dienten ihnen die Niederschlagsmessungen eines engmaschigen Netzes von Wetterstationen. Diese Daten werteten sie mit einem komplexen Wettermodell im Computer aus. Die Methode ermöglichte ihnen, andere Einflüsse wie Jahreszeiten, Luftdruck oder Winde zu unterdrücken.
Bisherige Studien legten nahe, dass feuchte Böden wegen einer höheren Verdunstung immer die Regenwahrscheinlichkeit erhöhten. Doch diesen eindeutigen Zusammenhang konnten Tuttle und Salvucci mit ihrer statistischen Detailanalyse nicht bestätigen. Nur im eher trockenen Westen der USA vergrößerte eine hohe Bodenfeuchte tatsächlich die Chancen auf Regen am Folgetag. Im Osten mit einem gemäßigteren Klima verhielt es sich umgekehrt. Feuchtere Böden führten dort eher zu weniger Regenfall. Insgesamt bezifferten die Forscher den Einfluss der Bodenfeuchte auf kommende Niederschläge auf 13 Prozent. Die Summe aller anderen Faktoren beeinflusst die Wahrscheinlichkeit für Regen also deutlich stärker.
Diese Ergebnisse gelten bisher nur für den nordamerikanische Kontinent. „Doch unsere Methode kann gut auf andere Regionen weltweit angewendet werden“, sagt Tuttle. Voraussetzung dafür ist eine gute Datenlage, die besonders in Europa mit seinen zahlreichen Wetterstationen und mit Messungen des 2009 gestarteten ESA-Satellitens SMOS (Soil Moisture and Ocean Salinity) gegeben ist. Tuttle ist überzeugt, dass sich mit dieser Methode nun Wettervorhersagen und auch umfassende Klimamodelle verbessern lassen.